Donnerstag, 28. April 2011
(Sächsische Zeitung)

SÄCHSISCHE SCHWEIZ

Von Thomas Möckel
Die Polizei erfasste 2010 unvermindert viele Diebstähle von Fahrzeugen. Generell stieg die Zahl der Straftaten weiter an.

Die Papiere liegen im Auto, der Zündschlüssel steckt – leichtes Spiel für Autodiebe, wie hier im Foto nachgestellt. Im vergangenen Jahr schlugen die Täter vor allem in der Grenzregion zu. Die Polizeidirektion registrierte 305 verschwundene Autos – genau so viel wie 2009.
Im Bereich der Polizeidirektion Oberes Elbtal-Osterzgebirge sind im vergangenen Jahr exakt genau so viele Autos gestohlen worden wie 2009. Dies geht aus der jetzt veröffentlichten Statistik für 2010 hervor. Insgesamt verschwanden im PD-Gebiet 305 Fahrzeuge, die Mehrzahl davon im Kreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. „Zwar stagniert die Zahl dieser Straftaten, aber sie stellt uns keineswegs zufrieden“, sagt PD-Leiter Joachim Klar. Generell stieg die Kriminalitätsrate im vergangenen Jahr um 2269 auf insgesamt 29123 Fälle an. Bei den zusätzlichen Straftaten handelt es sich allerdings kaum um die sogenannte Straßenkriminalität – sondern vielmehr um Internet- und Sozialleistungsbetrug. Nahezu zwei Drittel der Fälle konnten die Ermittler lösen. Mit einer Aufklärungsquote von 66,1 Prozent rangiert die Polizeidirektion an erster Stelle in Sachsen.

Autoklau konzentriert sich auf die Grenzregion

Die Autodiebstähle häuften sich im vergangenen Jahr vor allem im Kreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Hier verschwanden 179 Fahrzeuge, im Kreis Meißen hingegen 126. Hauptsächlich schlugen die Diebe in den Grenzgemeinden zu. Besonders häufig suchten die Kriminellen das Kirnitzschtal sowie die Wanderparkplätze in der Sächsischen Schweiz heim. „Unser Problem ist, dass das große Gebiet schwer überschaubar und wegen des vielen Verkehrs auch schwer zu überwachen ist“, sagt Klar. Die Polizei will nun zusätzlich zur zivilen Fahndungsgruppe mehr Streifen einsetzen. Auch sind in Kürze größere Aktionen geplant, um potenzielle Autodiebe bereits im Vorfeld abzuschrecken.

Kriminalität in den Grenzorten nimmt zu

Bei der Zahl der generell in den Grenzorten erfassten Kriminalität zeigt sich im vergangenen Jahr ein Aufwärtstrend. So stiegen die Fälle um 385 auf insgesamt 3205 an. 2009 waren es 2820 Fälle. Besonders drastisch ist der Anstieg beispielsweise in Altenberg (von 418 auf 582 Straftaten), in Bad Gottleuba-Berggießhübel (von 477 auf 648 Straftaten) und in Sebnitz (von 572 auf 759 Fälle). In Bad Gottleuba-Berggießhübel liegt der Sprung darin begründet, dass sämtliche auf der Autobahn in Grenznähe registrierten Straftaten automatisch dem Ort zugerechnet werden – weil der Grenzübergang zum Gemeindegebiet gehört. Oft hat aber der Anstieg gar nicht unmittelbar mit der Lage der Orte an der Grenze zu tun. Häufig resultiert der heftige Anstieg aus der gestiegenen Zahl allgemeiner Straftaten – wie beispielsweise Ladendiebstähle sowie Internetbetrug oder Betrug bei Sozialleistungen.

Keine Lösung für penetrante Mehrfachtäter

Ermittler waren in der vergangenen Zeit häufig frustriert, weil sie mehrfach hintereinander die selben Täter festnahmen, sie aber mangels Haftbefehl wieder laufen lassen mussten. „Auch wenn das unbefriedigend ist, ist die Justiz an die Vorgaben der Strafprozessordnung gebunden, ob ein Haftbefehl erlassen werden kann oder nicht“, sagt Klar. Dabei ist jeder EU-Bürger einem Deutschen gleichgestellt. Wer also keine wirklich gravierende Straftat begangen hat und einen festen Wohnsitz innerhalb der EU nachweisen kann, kommt nach einer Festnahme meist wieder auf freien Fuß.

Aufklärungsquote liegt über dem Sachsen-Schnitt

Die Beamten der PD konnten im vergangenen Jahr 66,1 Prozent aller Straftaten aufklären – das ist der Spitzenplatz in Sachsen. Die durchschnittliche Aufklärungsquote in Sachsen lag 2010 bei 57,3 Prozent. Im Landkreis Meißen lag die Aufklärungsquote bei 64, im Kreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge bei 68 Prozent. Dies lag daran, dass es in dieser Region einerseits mehr Straftaten gab und andererseits im Grenzgebiet mehr Polizisten im Einsatz sind. So erklärt sich auch, dass im Kreis Meißen im vergangenen Jahr 120, im anderen Landkreis hingegen 179 Tatverdächtige auf frischer Tag geschnappt wurden. Spitzenreiter ist die PD auch dabei, Gewalttäter zu fassen: Von den 2010 begangenen 19 Tötungsdelikten wurde jeder Fall geklärt.

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