AFP, 24.09.2010
Grüne verurteilen Wurf-Attacke auf Trittin
Hannover — Die Grünen haben die Wurf-Attacke auf Bundestags-Fraktionschef Jürgen Trittin scharf kritisiert. Ein Fraktionssprecher rügte nach dem Vorfall bei einer Podiumsdiskussion am Vorabend insbesondere die „wirren“ Rechtfertigungsversuche von Trittins Gesprächspartnerin auf der Bühne, der Anti-Atom-Aktivistin Hanna Poddig.
Poddig habe den Angriff laut Medienberichten als legitimes Mittel bezeichnet, um „Kritik in die Öffentlichkeit zu tragen“. Das „intellektuelle Niveau dieser Argumentation“ durch die selbsternannte „Berufsrevolutionärin“ bezeichnete der Grünen-Sprecher als „beleidigend für jeden intelligenten Revolutionär“.
Der frühere Umweltminister Trittin war am Mittwochabend bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen der Theaterinszenierung „Freie Republik Wendland“ in Hannover auf der Bühne von einem Unbekannten angegriffen worden. Der Mann entkam unerkannt. Augenzeugenberichten zufolge handelte es sich bei seinem Wurfobjekt um eine „joghurtähnliche Torte“. Trittins Sitznachbarin Poddig hatte spontan erklärt, sie fände „die Aktion nicht schlecht“. Trittin, der unverletzt blieb, verließ daraufhin aus Protest das Podium und begründete dies mit den Worten: „Das ist für mich keine Basis, wenn ich hier Gewalt ausgesetzt werde“.
Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) lobte Trittin für seine klare Ablehnung körperlicher Gewalt. „Im Gegensatz zu seiner Diskussionspartnerin, die sich von dem Angriff nicht distanzieren wollte, hat Trittin klar Stellung bezogen“, erklärte der DPolG-Bundesvorsitzende Rainer Wendt. Er warnte vor einer weiteren Radikalisierung der Anti-Atom-Bewegung: Die von der Bundesregierung beschlossene Laufzeitverlängerung für Atommeiler berge „großen gesellschaftlichen Sprengstoff, der sich mit dem Castor-Transport im November nach Gorleben in gewalttätigen Protesten entladen wird“.
Focus, 24.09.2010
Atom
Trittin verzichtet nach Wurfattacke auf Anzeige
Donnerstag 23.09.2010, 18:12
dpa Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin bei der Wurfattacke (bestmögliche Qualität).
Der Fraktionschef der Grünen im Bundestag, Jürgen Trittin, verzichtet nach der Wurfattacke auf juristische Schritte. Da die Polizei ohnehin Ermittlungen eingeleitet habe, habe Trittin selber keine Anzeige erstattet, sagte Fraktionssprecher Michael Schroeren am Donnerstag.
Nach Angaben der Polizei in Hannover wird wegen versuchter Körperverletzung ermittelt. Von dem maskierten Täter fehle aber noch jede Spur, sagte ein Polizeisprecher.
Trittin war bei einem Theaterprojekt zur Anti-Atom-Bewegung mit Joghurt beworfen worden. Mit dem Projekt „Freie Republik Wendland“ wollte das Schauspiel Hannover an die gleichnamige Protestaktion aus dem Jahr 1980 bei Gorleben erinnern.
Schroeren kritisierte, bemerkenswerter als der Vorgang selbst seien „die wirren Versuche, die Aktion zu rechtfertigen“. Trittins Diskussionspartnerin Hanna Poddig habe die Aktion als „Akt, Kritik in die Öffentlichkeit zu tragen“ verteidigt. Die Deutsche Polizeigewerkschaft warnte angesichts der Wurfattacke vor einer weiteren Radikalisierung der Anti-Atom-Bewegung.