Blaue Hemden bieten Thüringer Polizisten Stoff zum Meckern
Zu dick und zu rau sollen Polizeibeamte in Thüringen über Uniform-Hemden geurteilt haben – Hersteller kommt aus Limbach-Oberfrohna
Limbach-Oberfrohna. Im Juli 2009, als bei der Polizei in Thüringen eine neue Uniform eingeführt wurde, hat das Limbach-Oberfrohnaer Textilunternehmen den Zuschlag für die blauen Hemden und Blusen bekommen und 35.000 Exemplare ins Nachbarland geliefert, sagt Patrick Wunsch, der bei Wunsch und Rudolph das Controlling leitet. „Dass die von uns gelieferten Hemden und Blusen Qualitätsmängel haben sollen, hören wir zum ersten Mal“, sagt Bruder Axel Wunsch. Der 35-Jährige ist bei Wunsch und Rudolph für den Bereich Beschaffung zuständig. Seitdem hätten die Beamten mehr als 120.000 Hemden und Blusen nachgeordert. „Wenn sich bei uns jemand über die Qualität beschwert hätte, wären wir dem nachgegangen, hätten Mängel abgestellt“, ergänzt Patrick Wunsch.
Es wundere ihn allerdings, dass die Thüringer über ihre Hemden mosern. Denn ihre Kollegen von der Polizei in Hessen trügen exakt das gleiche Hemdenmodell und von dort gebe es keine Beschwerden. Im Gegenteil: Aus Hessen habe man die Rückmeldung, dass die neuen Hemden viel länger halten als die bambusfarbenen vorher. „Das ist zwar weniger günstig für unser Geschäft, weil wir weniger Hemden absetzen. Aber es spricht für die Qualität“, sagt Patrick Wunsch. Diese Qualität habe man sich vom unabhängigen Sächsischen Textilforschungsinstitut in Chemnitz bestätigen lassen.
Roland Bräutigam, stellvertretender Leiter der Bereitschaftspolizei in Thüringen, kennt die Klagen über die Hemden. „Sie gehen auf die subjektive Bewertung der Trageeigenschaften zurück, sind aber Einzelfälle“, sagt der Polizeibeamte. Als zu dick und zu rau hätten Polizisten den neuen Hemdenstoff bezeichnet. Er vermute jedoch, dass sich die Kollegen nicht exakt an die Waschanleitung gehalten haben. „Wir nehmen Beschwerden ernst“, so Bräutigam, „aber wenn von den 6000 Polizeibeamten im Freistaat 15 meckern, kann man nicht von einem flächendeckenden Qualitätsproblem sprechen.“
Den Stoff für die blauen Uniform-Hemden habe Wunsch und Rudolph zusammen mit der Polizei in Hessen und einer Weberei in Süddeutschland entwickelt, so Patrick Wunsch. Er sei dichter und robuster als der bambusfarbene Vorgängerstoff. Dadurch, dass die neuen Hemden mit blaugefärbtem Garn gewebt werden, halte sogar die Farbe länger als bei den alten Hemden, bei denen der gewebte Stoff gefärbt wurde.
Aus dem selben Material stellt die Limbacher Firma auch die Hemden für die Polizei in Sachsen, Brandenburg und Rheinland-Pfalz her. Eine „Freie Presse“-Anfrage bei den Innenministerien ergab: Es seien keine Beanstandungen bekannt.
erschienen am 04.03.2011 ( Von Sandra Czabania )