Der Westen, 26.08.2010

Unna. Es soll Verbrechen aufklären und ihre Täter ermitteln. Doch im Kriminalkommissariat der Kreispolizeibehörde kämpfen einige Beamte offenbar an gleich zwei Fronten. Gegen Kriminelle und ihre eigenen Kollegen.

So geht es jedenfalls aus einem Brandbrief hervor, den der Einbruchs-Ermittler und Kreisvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Andreas Kaltenberg, über das Polizei-interne Netzwerk veröffentlichte. Das Schreiben hing dazu kurzzeitig am Schwarzen Brett mit den Gewerkschafts-Nachrichten.

In ihm kritisiert der Beamte das schlechte Betriebsklima in der Behörde, spricht von einem „Zersetzungsprozess“. Kollegen würden sich bei ihrer Arbeit nicht freiwillig ohne Hintergedanken unterstützen. Gar einander beschuldigen, Ermittlungsverfahren vorsätzlich so zu steuern, dass der Täter nicht ermittelt werde.

Direkter Vorgesetzte ist der Ansprechpartner

Kann die Kriminalpolizei folglich ihre Aufgaben nicht mehr professionell erledigen? Grund für den Brandbrief soll ein Streit zwischen lediglich zwei Mitarbeitern in der Behörde gewesen sein. Das bestätigt sein Autor Andreas Kaltenberg. „Auslöser sind Reibereien untereinander, die es schon einmal gibt. Wir haben uns so sinngemäß wieder vertragen.“ Ist der Konflikt in der Kriminalpolizei damit aus der Welt geschafft? „Dazu möchte ich mich nicht äußern“, sagt Kaltenberg.

Für den Leiter der gesamten Kriminalpolizei, Erwin Simon, hat das Schreiben des Gewerkschafters keine herausragende Bedeutung: „Das ist eine Geschichte zwischen zwei Individuen, die ich nicht verallgemeinern kann.“ Wenn ein Polizeibeamter Probleme hat, möge er mit seinem direkten Vorgesetzten sprechen, kritisiert er. Das sieht auch der Landrat Michael Makiolla als Polizeichef so. „Er hätte sich auch vertraulich an mich wenden können. Das hat er nicht getan, auch nicht im Nachhinein. Daher sehe ich auch keinen Anlass, tätig zu werden.“

Der Brandbrief sei nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen. Er ist in der Polizeibehörde aber Gesprächsthema Nummer eins. Bei der Polizeisprecherin Ute Hellmann glühte die Telefonleitung. „Er ist im Netzwerk der Polizei aber nicht mehr zu finden. Etliche Kollegen haben mich angerufen, um zu fragen, was da eigentlich los ist“, sagt sie. Sogar dem Innenministerium musste sie den Fall erklären.

Auch wenn die Kritik des Gewerkschafters es nicht bis auf alle Unnaer Behördenschreibtische geschafft hat, landete sie ebenfalls in Duisburg. Erich Rettinghaus, NRW-Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft beschäftigte sich gestern mit dem Fall. „Da hat jemand seinem persönlichen Frust Luft gelassen“, sagt er. Gerade in Abteilungen, die in Einbruchsfällen ermittelten, habe die Arbeitsbelastung immens zugenommen. „Man ist also auf eine gute Gemeinschaft angewiesen, aber auch die Dienststellenleiter müssen dafür sorgen, dass ihre Mitarbeiter motiviert bleiben.“ Die Erhöhung der Einstellungszahlen greife erst ab 2011. „Der Landrat entscheidet am 1. September, wie er das wenige Personal, das er bekommt, verteilt.“ Die „Kräfteverteilung“ sieht für Unna kaum mehr als fünf neue Beamte vor. „Das reicht mit Glück, um die Abgänge zu kompensieren“, sagt Rettinghaus.

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