Focus, 18.05.2010
Kriminalstatistik
Deutschland kehrt der Kriminalität den Rücken
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) stellte am Dienstag die Kriminalstatistik 2009 vor. Daraus geht hervor, dass die Straftaten und die Kriminalität in Deutschland gesunken ist. „Deutschland gehört zu den sichersten Ländern in der Welt“, sagte de Maizière. Ein Anstieg der Internetkriminalität sei jedoch „besorgniserregend“.
Weniger Verbrechen – höhere Aufklärung: 2009 ging die Zahl der erfassten Straftaten in Deutschland erneut zurück, während die Aufklärungsquote auf dem höchsten Niveau seit 1993 lag, wie Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am Dienstag bei der Vorstellung der Kriminalstatistik 2009 mitteilte. Als besorgniserregend bezeichnete er den Anstieg von Straftaten unter Alkoholeinfluss und der Internetkriminalität.
Insgesamt wurden der Polizeilichen Kriminalstatistik zufolge im vergangenen Jahr 6.054.330 Straftaten registriert, das entspricht einem Rückgang von einem Prozent. Zugleich lag die Aufklärungsquote mit 55,6 Prozent auf dem höchsten Niveau seit Beginn der Statistik im Jahr 1993. Der positive Trend der Vorjahre habe sich auch 2009 fortgesetzt. „Deutschland gehört zu den sichersten Ländern in der Welt“, sagte de Maizière. Die Kriminalstatistik spiegelt die Arbeit der Polizei wider. Sie führt die Straftaten auf, die von der Polizei erfasst wurden. Staatsschutz- und Verkehrsdelikte sind nicht teil der Statistik.
De Maizière wies vor Journalisten in Berlin darauf hin, dass immer mehr Gewalttaten unter Einfluss von Alkohol begangen wurden – 36,2 Prozent der schweren und gefährlichen Körperverletzungen gegenüber 34,5 Prozent im Vorjahr. Auch die Betrugszahlen im Bereich der Internetkriminalität seien „besorgniserregend“ angestiegen. Insgesamt wurden knapp 207.000 Straftaten erfasst, was ein Plus von 23,6 Prozent bedeutet, insbesondere der Warenbetrug spielte mit 37,6 Prozent der Fälle eine große Rolle.
Der Bundesinnenminister hob hervor, dass Senioren verhältnismäßig selten Opfer von Straftaten werden. „Die Hauptopfer sind Erwachsene im Alter zwischen 21 und 60 Jahren.“ Es gebe zwar Raub an Älteren, aber insgesamt seien diese Opfer – anders als in ihrer subjektiven Wahrnehmung – deutlich unterrepräsentiert.
De Maizière zufolge ist der Anteil von Ausländern an den Strafverdächtigen proportional höher als ihr Anteil an der Bevölkerung insgesamt. Auch bei der Organisierte Kriminalität sei der Anteil nicht-deutscher Strafverdächtiger höher als ihr Bevölkerungsanteil. Häufig handele es sich aber bei der Organisierten Kriminalität um gemischt-nationale Gruppen, zum Beispiel um „Italiener und Deutsche“, sagte de Maizière.
De Maizière legte die Zahlen gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Innenministerkonferenz (IMK), Hamburgs Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU), vor. Ahlhaus kritisierte die verstärkte Brutalität von Bürgern gegenüber Polizeibeamten im Einsatz. Es handele sich dabei nicht nur um eine quantitative, sondern auch um eine qualitative Entwicklung. „Wir erleben einen massiven Verlust an Respekt vor den Beamten“, sagte Ahlhaus.
Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) warnte vor zu viel Euphorie angesichts der positiven Entwicklung und vor der Aussage, Deutschland sei sicherer geworden. Der stellvertretende Bundesvorsitzende Hermann Benker kritisierte die Streichung von über 10.000 Stellen in den vergangenen zehn Jahren. „Wo permanent Personal bei der Polizei gekürzt wird, sinkt die Möglichkeit Straftaten zu registrieren“, erklärte er in Berlin.