BILD, 12.08.2010

Mörder, Kinderschänder, Serienvergewaltiger leben in Deutschland mitten unter uns
Die Karte der freigelassenen Schwerverbrecher

Ganz Deutschland diskutiert über die freigelassenen Schwerverbrecher: Mörder, Kinderschänder und brutale Serienvergewaltiger leben irgendwo in Deutschland, mitten unter uns – und kaum einer ahnt, wie gefährlich der neue Nachbar wirklich ist.

BILD zeigt die Karte der freigelassenen Schwerverbrecher: Hier leben Deutschlands gefährlichste Kriminelle nach der Entlassung!

Die Karte dokumentiert auch die Fälle von Schwerverbrechern, die bereits vor dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte aufgrund einer Gesetzeslücke entlassen wurden.

Hans-Jürgen M. (58) ist einer von ihnen. Der Triebtäter hat mehrere Frauen vergewaltigt, gilt als stark rückfallgefährdet. Nach mehr als 20 Jahren Haft musste er vor einer Woche entlassen werden.

Nun lebt er in Freiburg (Baden-Württemberg), wird jeden Tag von fünf Polizeibeamten bewacht.

Sieben Einrichtungen lehnten es ab, ihn aufzunehmen. Derzeit lebt er in einem Männerwohnheim, hat ein Zimmer (14 qm). Die Polizisten verfolgen den Triebtäter – zu Fuß oder mit zwei silbernen Opel Vectras.

Der Fall von Hans-Jürgen M. ist exemplarisch für die derzeit ungeklärte Situation um die Sicherungsverwahrung von gefährlichen Schwerverbrechern.

Seit dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs, das die nachträgliche Sicherungsverwahrung für unzulässig erklärte, streiten Politiker in Deutschland um eine Neuregelung.

DIE ZEIT DRÄNGT.

In deutschen Gefängnissen sitzen 524 Schwerverbrecher in Sicherungsverwahrung. Das Bundesjustizministerium schätzt: 80 von ihnen müssen demnächst aus der Haft entlassen werden.

Nach einer BILD-Umfrage bei den Justizministerien der Länder sind es deutlich mehr – nämlich 157 Fälle. 65 davon in Nordrhein-Westfalen, 19 in Bayern, 17 in Hamburg, 20 in Berlin. Bislang wurden seit dem Urteil 14 Täter entlassen, allein sechs von ihnen in Hessen.

WAS KOMMT DA AUF UNS ZU?

Die entlassenen Schwerverbrecher stehen unter Führungsaufsicht, werden von der Polizei beobachtet. Sie bekommen Auflagen: Hans-Jürgen M., der entlassene Täter aus Freiburg, muss sich z. B. einmal pro Woche bei der Polizei melden, darf keinen Alkohol trinken und keine gefährlichen Gegenstände bei sich führen.

Das Risiko: Die Polizei kann so viele Täter nicht mehr überwachen. Allein in Hessen beobachtet die ZÜRS (Zentralstelle zur Überwachung rückfallgefährdeter Sexualstraftäter) 144 Triebtäter!

Rainer Wendt, Vorsitzender der Polizeigewerkschaft, warnte im ZDF: „Wir werden, um diese Täter zu bewachen, künftig 3000 bis 5000 Polizisten abstellen müssen. Es ist völlig absurd anzunehmen, dass das gewährleistet werden kann. Das heißt: Die Taten, die Opfer werden dann mehr werden.“

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