Besuch des Chemnitzer Krematoriums
Am 07.03.2011 traf sich die Jugend der DPolG in Chemnitz zu einer etwas ungewöhnlichen Nachmittagsveranstaltung.
Da in der Ausbildung im Polizeivollzugsdienst der Besuch in einer Gerichtsmedizin im Lehrplan enthalten ist und im Verlauf des Dienstes der Bezug mit tödlichen Unfällen und der Umgang mit Verstorbenen sowie Hinterbliebenen besteht, wurde durch unseren „DPolG-Nachwuchs“ aus Chemnitz der Wunsch geäußert, einmal das städtische Krematorium zu besichtigen. So wurde durch die Landesjugendbeauftragte eine Führung organisiert.
Zur Förderung der guten Zusammenarbeit mit dem sbb wurden Mitglieder weiterer zugehöriger Gewerkschaften eingeladen. Dieser Einladung folgten u.a. der Landesjugendvorsitzende des sbb, Nils Oeser, und Karen Siwonia, Vorsitzende des OV Chemnitz-Süd der DSTG.
17:00 Uhr wurden wir durch den Leiter des Krematoriums, Herrn Schulze, empfangen und herzlich begrüßt. In großer Erwartung betraten wir respektvoll die Anlieferungshalle für die Verstorbenen.
Noch während der einführenden Erläuterungen durch Herrn Schulze fuhr ein Wagen eines Bestattungsinstitutes in die Halle, aus welchen ein Holzsarg und ein schwarzer Leichensack entnommen wurden. In diesem Moment herrschte totale Stille unter den Besuchern. Wenn man in die Gesichter der Beamten schaute, konnte man erkennen, dass es sich hierbei um ein schwer greifbares und unbequemes Thema handelt, welches man sonst verdrängt. Es war für alle ein komisches Gefühl.
Im weiteren Verlauf der Führung kamen erste Fragen bei den jungen Polizistinnen und Polizisten auf. Aber wie findet man die richtigen Worte für dieses sensible Thema?
In der Folge wurde durch die sehr gute Führung des Leiters, dem direkten Kontakt mit der Arbeit in der letzten Ruhestätte und dem offenen Umgang mit dem Tod, vielen die Angst und Zurückhaltung genommen.
Mit der Zeit wuchs die Neugier und es kamen Fragen bei allen Teilnehmern auf, welche unbefangen an Herrn Schulze gestellt wurden, die er sach- und fachgerecht beantwortete. In Hinblick auf die kommenden Aufgaben im Beruf beschäftigten sich die Polizistinnen und Polizisten sehr intensiv mit diesem Thema.
Es wurde erklärt, was für rechtliche Fragen im Zusammenhang mit dem Tod auf die Hinterbliebenen und Mitarbeiter der Bestattung zukommen. Selbst nach dem Leben muss alles detailliert geregelt werden. Sehr viele auszufüllende Formulare bekleiden nicht nur die Familie der Verstorbenen sondern auch die Bestatter. Selbst Umweltauflagen müssen beachtet und eingehalten werden.
Ein Teilnehmer warf ein wohl zutreffendes Sprichwort in die Runde:
„Von der Wiege bis zur Bahre…Formulare, Formulare“.
Nach dem Vortrag über unser deutsches regelndes Gesetzeswerk, wurden uns noch technische Parameter des Krematoriums zugetragen und uns erklärt, wie eine Einäscherung vollzogen wird. Der Weg vom bereits beschriebenen Eintreffen, über die Kühlzellen, weiter in die Öfen bis in die Urnen konnte von uns einmal mit begleitet werden. Nebst dem Prozess der Einäscherung wurden uns die Gradzahl und die Dauer genannt, welche zur Verbrennung nötig sind. Nach einer Abkühlzeit werden alle künstlichen und nichtverbrannten Überreste von der Asche, welche alleinig in die Urne gefüllt wird, getrennt. Bei vielen hinterließ die Sortierung der Überreste einen besonders seltsamen Eindruck. Durch die Mitarbeiter des Krematoriums werden die nichtverbrannten künstlichen Teile, wie Prothesen, Gelenke, Goldzähne, etc., als „Sondermüll“ bezeichnet.
Faszinierend wie die Mitarbeiter im Krematorium mit dem Thema Tod umgehen. Für sie ist es alltäglich und selbstverständlich. Und sie haben Recht. Das Thema Tod gehört zum Leben mit dazu.
Alle Teilnehmer hoffen in ihrem privaten Leben und ihrer beruflichen Laufbahn nicht oft mit diesem Thema konfrontiert zu werden. Sollte es doch passieren, sind sie durch diesen ungewöhnlichen Nachmittag etwas besser auf diesen Moment vorbereitet.
Es war eine interessante Veranstaltung, dass einen Einblick in ein Thema gegeben hat, welches die meisten lieber verdrängen, dennoch immer wieder gegenwärtig ist.
Wir möchten uns auf diesem Wege bei dem Leiter des städtischen Krematoriums, Herrn Schulze, für die aufschlussreiche Führung bedanken.
Weiterhin haben wir uns gefreut, dass Teilnehmer anderer Gewerkschaften des sbb der Einladung nachgekommen sind.
Bianca Zabelt Karen Siwonia
Landesjugendbeauftragte Vorsitzende des OV Chemnitz-Süd
DPolG Sachsen der DSTG