Loveparade : Polizeigewerkschaft fordert TÜV für Großevents
Duisburg, 26.07.2010, DerWesten
Duisburg/Essen. Als Konsequenz der Tragödie mit 20 Toten bei der Loveparade fordert die Deutsche Polizeigewerkschaft einen Sicherheits-TÜV für Großveranstaltungen. Auch Ministerpräsidentin Kraft will, dass die Innenministerien künftig die Verantwortung haben.
Als Konsequenz der Tragödie mit 20 Toten bei der Loveparade fordert die Deutsche Polizeigewerkschaft einen Sicherheits-TÜV für Großveranstaltungen. „Das Sicherheitskonzept für Massenveranstaltungen ist derart anspruchsvoll, dass es nicht allein in den Händen einer Stadtverwaltung liegen darf“, sagte Gewerkschaftschef Rainer Wendt der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Es sei zwingend erforderlich, eine Art TÜV für Großveranstaltungen einzuführen.„Künftig sollten Mega-Ereignisse wie die Loveparade nur noch möglich sein, wenn der zuständige Landesinnenminister die Pläne vor einer Genehmigung genau abgeklopft und grünes Licht gegeben hat“, sagte Wendt. Nur so lasse sich ein Optimum an Sicherheit garantieren. „Die vielfältigen Risiken einer Großveranstaltung mit Hunderttausenden Menschen sind von einer städtischen Ordnungsbehörde oder dem Rat einer Kommune gar nicht zu überschauen“, warnte er. Ganz zu schweigen von der Gefahr, dass Sicherheitsbedenken kleingeredet würden, weil die Verantwortlichen im Ort sich unbedingt mit einer Mammutveranstaltung schmücken wollten.
Kraft will das Innenministerium entscheidet
Das Land NRW zieht Konsequenzen aus dem Desaster von Duisburg. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) kündigte am Montagabend in einem “Brennpunkt” der ARD an, dass das Innenministerium künftig für Veranstaltungen in der Größe der Loveparade verantwortlich sein solle. Zugleich kritisierte sie das Sicherheitskonzept des Veranstalters und der Stadt Duisburg. Es sei “nicht gut” gewesen, sagte Kraft. Zudem wurde bekannt, dass sich die Zahl der Todesopfer auf 20 erhöht hat.Wie die Polizei am Montagabend mitteilte, erlag eine 21-jährige Deutsche am Abend ihren schweren Verletzungen. Damit sind bei dem Unglück am Samstag nunmehr insgesamt 20 Personen ums Leben gekommen und 511 verletzt worden.
Politiker soll Absetzung von kritischem Polizeipräsident gefordert haben
Der ehemalige Bochumer Polizeipräsident Thomas Wenner erstattete Strafanzeige gegen Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) und leitende Beamte der Stadt wegen fahrlässiger Tötung. Wenner hatte sich 2009 gegen die Loveparade in Bochum ausgesprochen, weil er – wie auch die Stadtspitze – fürchtete, der Bochumer Bahnhof und das Umfeld könnten die Party mit über eine Million Gästen nicht verkraften. In einem offenen Brief warnte er damals: „Überleben ist wichtiger“. Auf der anderen Seite forderte Duisburgs CDU-Chef Thomas Mahlberg im Februar 2009 den früheren Innenminister Ingo Wolf (FDP) auf, den damaligen Polizeipräsidenten Rolf Cebin zu entlassen. Cebin hatte vor einer Loveparade in Duisburg gewarnt. In dem Brief an Wolf kritisierte Mahlberg den Ex-Polizeichef, weil er auf „eklatante Sicherheitsmängel“ hingewiesen habe, die der Loveparade entgegen stünden, obwohl Gespräche zwischen Stadt und Veranstalter noch geführt würden. Mahlberg warnte damals vor einer „Negativberichterstattung“ über Duisburg. Dieser „Eklat“ veranlasse ihn zu der Bitte an Wolf, Cebin zu entlassen und so „Duisburg von einer schweren Bürde zu befreien“.
OB will von Bedenken nichts gewusst haben
Scharf kritisiert der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, die Loveparade-Organisation: „Die Regelung mit diesem Nadelöhr-Tunnel war sicherlich die schlechteste aller Varianten”, sagte er unserer Zeitung. Er als Duisburger kenne das Gelände des alten Güterbahnhofs: „Das ist ja der Grund, warum ich im vergangenen Jahr gesagt habe, als Duisburg ins Gespräch kam, ,um Gottes willen, die Stadt ist wirklich nicht geeignet’”. Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) will von den Bedenken gegen das Sicherheitskonzept nichts gewusst haben.Nach Einschätzung des Tübinger Strafrechtlers Jörg Kinzig drohen den Verantwortlichen allenfalls Bewährungsstrafen. Duisburgs Polizei gab die Zuständigkeit für die Ermittlungen an die Kölner Kollegen ab, um so dem Vorwurf der Befangenheit entgehen.
Pleitgen stellt sich hinter die Organisatoren
Der frühere WDR-Intendant und Chef von Ruhr.2010, Fritz Pleitgen, stellt sich hinter die Organisatoren der Loveparade in Duisburg. Bei der Entscheidung von Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) und den anderen Verantwortlichen werde Sicherheit höchste Priorität gehabt haben, sagte Pleitgen der „Frankfurter Rundschau“. „Aber offensichtlich ist nicht alles bedacht worden, sonst hätte es nicht zu dieser Katastrophe kommen können“, sagte er. Das sei Sache der Ermittlungen.„Sicherheitsbedenken sind mir nie zu Ohren gekommen“, versicherte Pleitgen. „Wäre das der Fall gewesen, hätte ich sofort gesagt: Lasst es!“
Über 1100 Personen sind noch bei der Polizei vermisst gemeldet
Bei einem Gedränge im Tunnel auf der Karl-Lehr-Straße am Loveparade-Gelände war unter den Besuchern eine Massenpanik entstanden. 342 wurden zum Teil schwer verletzt. Über die gesamte Dauer der Raver-Party verletzten sich nach Angaben der Duisburger Polizei 169 weitere Menschen unabhängig von der Massenpanik an anderer Stelle. Doch neben Toten und Verletzten gibt es wenige Tage nach dem Unglück auch noch zahlreiche Vermisste. Der Polizei in Duisburg sind im Zusammenhang mit den tragischen Geschehnissen um die Loveparade insgesamt 2367 vermisste Personen gemeldet worden. Der Verbleib von 1138 Menschen konnte bis zum Montag nicht ermittelt werden. Die Kriminalpolizei Duisburg bearbeitet die Vermisstenanzeigen mit über 40 Beamten. Leider stellen sie immer wieder fest, dass Angehörige, die eine Vermisstenanzeige erstattet haben, sich nicht bei der Polizei melden, wenn die vermisste Person zurück gekehrt ist.
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Sicherheitskonzept : Polizeigewerkschafter Wendt warnte vor Duisburg
Loveparade 2010 in Duisburg, 27.07.2010, Rolf Potthoff
Der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, kennt das Gelände in Duisburg.
Essen. Der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, hat die Organisation der Loveparade scharf kritisiert. Er hat bereits vor einem Jahr gewarnt: „Um Gottes Willen, doch bitte nicht Duisburg!“
Der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, hat die Organisation der Loveparade scharf kritisiert. Das Konzept mit Tunnel als Durchgang sei ein fataler Fehler gewesen.
Es hat im Vorfeld Warnungen gegeben wegen des Geländes, speziell des Tunnels. Haben die Behörden, auch die Polizei, diese Warnungen nicht ernst genommen?
Wendt: Es gab sowohl von der Polizei als auch von der Feuerwehr Warnungen, aber der Veranstalter hat sich diese Bedenken ganz offensichtlich nicht zu eigen gemacht. Ein weiträumigeres Konzept hätte dafür gesorgt, dass der Zugang und Abgang zum und vom Gelände optimaler geregelt worden wäre. Diese Regelung mit diesem Nadelöhr-Tunnel war sicherlich die schlechteste aller Varianten.
Sie sind Duisburger. Kennen Sie die Lokalität?
Wendt: Ich kenne sie. Das ist ja auch der Grund, warum ich im vergangenen Jahr, als Duisburg ins Gespräch kam, gesagt habe, „um Gottes Willen, doch bitte nicht Duisburg, die Stadt ist wirklich nicht geeignet”.
Gibt es aus Ihrer Sicht weitere gravierende Kritikpunkte an Planung und Ablauf?
Wendt: Die Polizei muss viel stärkere Einflussmöglichkeiten auf eine solche Veranstaltung haben. Die starke Rolle des Veranstalters, der ja die Genehmigung der Stadt bekam, war eine ganz starke Fehlentscheidung. Es gilt ferner, Widersprüchliches zu klären, und zwar: Auf 1,4 Millionen Teilnehmer ist der Veranstalter ganz stolz; der Platz ist für 500 000 gemacht und die Genehmigung für 250 000. Diesen Widerspruch müssen die Verantwortlichen und auch der Veranstalter beantworten. Er muss auch beantworten, wie Hunderttausende durch den Tunnel hin- und gleichzeitig wieder zurückgehen sollen. Das hat noch nie irgendwo funktioniert. Die starke Rolle des Veranstalters – das darf es in solch einer Situation überhaupt nicht geben.
Hätte die Polizei nicht trotz der gewichtigen Veranstalterrolle die Befugnis besessen, diese Veranstaltung zu verhindern?
Wendt: Nein, das geht nicht. Die Genehmigungsverantwortung liegt bei der Stadt. Die Durchführungsverantwortung und dafür die Hauptverantwortung liegt beim Veranstalter. Die Polizei kann mahnen, kann andere Konzepte vorlegen, kann sich möglicherweise an der einen oder anderen Stelle durchsetzen, wie in Bochum und in Duisburg leider nicht. Aber das letzte Wort haben Veranstalter und Genehmigungsbehörde.
Focus: Trauer in Duisburg: Mahner galten als „Spaßbremser“
Dienstag 27.07.2010, 07:58
dpa Ein Kreuz mit einer Gedenktafel aus Eis taut in Duisburg an der Unglücksstelle der Loveparade auf.
Die Vorwürfe gegen die Verantwortlichen der Loveparade werden nach der Katastrophe mit 19 Toten immer härter und konkreter. Seit Montag sucht nun die Kölner Polizei die Schuldigen.
Das nordrhein-westfälische Innenministerium schaltete die Beamten der Domstadt ein, um Befangenheit bei Duisburger Kollegen zu vermeiden. Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) lehnte einen Rücktritt ab. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung. Es geht um mögliche Planungsfehler im Sicherheitskonzept der Techno-Party. Der Tod der Raver sorgte weiter für Schock und Trauer.
In der Nähe der Unglücksstelle an einem Tunnel trauerten am Montag Menschen. Der Bürgersteig war gefüllt mit Grablichtern, Blumen, Plüschtieren und Briefen. Immer wieder wurde auch dort die Frage gestellt, ob die Planer ihre eigenen Ziele über die Sicherheit der Teilnehmer gestellt hatten. Die Ermittler lieferten nach der Katastrophe vom Samstag zwar noch keine Erklärungen. Doch es verdichteten sich Hinweise, dass Warnungen missachtet und behördliche Vorschriften bewusst aufgeweicht wurden. Die Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung stünden noch am Anfang, sagte Staatsanwalt Rolf Haverkamp in Duisburg der dpa. „Es haben sich jede Menge Zeugen gemeldet, die werden auch alle vernommen.“ Einer der Schwerverletzten aus dem Gedränge bei einer Unterführung vor dem Partygelände schwebte am Montag noch in Lebensgefahr, teilte die Polizei mit. Von den 511 Menschen, die am gesamten Partytag verletzt wurden, mussten 283 in Krankenhäusern behandelt werden. 42 von ihnen lagen am Montag noch in Kliniken.
Duisburgs Oberbürgermeister Sauerland wehrte sich schriftlich gegen Kritik und Rücktrittforderungen. Er könne diese Forderung zwar nachvollziehen. „Doch heute und in den nächsten Tagen muss es darum gehen, die schrecklichen Ereignisse aufzuarbeiten und die vielen Puzzleteile zu einem Gesamtbild zusammenzufügen“, schrieb Sauerland. Die Stadt Duisburg werde die Staatsanwaltschaft unterstützen. „Wenn sich die Stadt etwas vorzuwerfen hat, dann werden wir Verantwortung übernehmen.“ An die Angehörigen der Opfer gewandt erklärte er: „Die Stadt trauert mit Ihnen, auch ich ganz persönlich.“ Gegen Sauerland sowie leitende Beamte der Stadt und die Veranstalter erstattete der ehemalige Bochumer Polizeipräsident Thomas Wenner (62) unterdessen persönlich Anzeige. Der Oberbürgermeister war am Sonntag von Trauernden körperlich angegriffen worden. Er wurde ausgebuht, beschimpft, ein Mann habe ihn mit Müll beworfen und getroffen, berichtete die „Bild“-Zeitung.
Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen Unterlagen der Organisatoren beschlagnahmt. An der Spitze der Kritik am Sicherheitskonzept der Techno-Parade steht die Deutsche Polizeigewerkschaft. „Ich habe vor einem Jahr Duisburg als ungeeignet für die Loveparade abgelehnt und bin dafür als Spaßverderber und Sicherheitsfanatiker beschimpft worden“, sagte der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft, Rainer Wendt. „Aber die Verantwortlichen waren besessen von der Idee, etwas für diese gebeutelte Stadt zu tun.“
Für Konzertveranstalter Marek Lieberberg führten Profilierungssucht der Stadt und eine amateurhafte Organisation zur Katastrophe. Das „war keine höhere Gewalt wie ein Treppeneinsturz oder ein Unwetter, sondern das Ergebnis eines verhängnisvollen Zusammenwirkens von völlig überforderten Behörden und inkompetenten Organisatoren, die weder mit derartigen Großveranstaltungen vertraut noch in der Lage waren, auf Notsituationen zu reagieren“, teilte Lieberberg mit. Ein internes Verwaltungsdokument aus Duisburg belegt nach Informationen von „Spiegel Online“ Schwachstellen des Sicherheitskonzepts bei der Großveranstaltung. So habe der Veranstalter nicht die sonst vorgeschriebene Breite der Fluchtwege einhalten müssen. Zugleich sei das Gelände ausdrücklich nur für 250 000 Menschen zugelassen gewesen.
Die Polizei widersprach früheren Berichten, wonach am Samstag 1,4 Millionen Menschen zum Techno-Rave in die Stadt gekommen waren. Dies sei „rechnerisch unmöglich“, sagte Polizeisprecher Ramon van der Maat. So viele Menschen hätten weder mit den bestehenden Verkehrsmitteln noch in der zur Verfügung stehenden Zeit anreisen können. Doch selbst mit weit weniger Gästen sei die Planung mit dem Schleusensystem im Zugang zur Partyzone unrealistisch gewesen, berichteten Abgeordnete aus dem NRW-Landtag. Der Veranstalter sei davon ausgegangen, dass pro Stunde 30 000 Menschen aus westlicher und östlicher Richtung auf das Gelände geleitet werden könnten. Möglicherweise werden Fehlleistungen bei der Vorbereitung der Loveparade auch Inhalt einer parlamentarischen Untersuchungskommission. Die Einrichtung eines solchen politischen Gremiums hat die CDU/CSU-Bundestagsfraktion verlangt. Die Bundesregierung zeigte sich offen für Konsequenzen, warnte aber vor voreiligen Schlüssen.
Bild: Loveparade-Tragödie Polizei: Stadt hat nicht auf uns gehört
25.07.2010 – 13:47 UHR
19 Tote, mindestens 340 Verletzte. Die traurige Bilanz der Loveparade. Fieberhaft werden nun die Schuldigen gesucht. Wer ist für die Tragödie verantwortlich? Die Polizei erhebt schwere Vorwürfe!
„Wir haben schon vor einem Jahr gewarnt: Duisburg ist kein geeigneter Ort für die Loveparade“, erklärt der Chef der Polizeigewerkschaft Rainer Wendt gegenüber BILD.de. „Die Stadt ist zu eng, zu klein, um den Menschenmassen Herr zu werden.“Ein ähnliches Szenario habe schon 2009 in Bochum gedroht. Damals hatte die Stadt auf die Sicherheitsbedenken der Polizei reagiert. In Duisburg sei das nicht geschehen.Offenbar habe man in Duisburg auch von dem vorgelegten Sicherheitskonzept der Polizei nichts wissen wollen, heißt es. „Natürlich legen wir immer ein Konzept vor, ob das angenommen wird, liegt in anderen Händen“, so Wendt zu BILD.de. „Wir haben nicht einmal ein Veto-Recht.“
Die eigentliche Schuld liegt laut Polizeigewerkschaft bei Oberbürgermeister Adolf Sauerland und den Veranstaltern.„Der Druck auf Oberbürgermeister war offenbar zu groß. Er wollte wohl nicht als Spaßbremse verschrien werden“, so Wendt. Ihn selbst habe man wegen seiner Bedenken angefeindet, ihn als Partybremse bezeichnet. „Es gibt immer jemanden der sagt: Ach, das wird schon gehen.“
„Es gibt bei diesen Großveranstaltungen immer eine kaum berechenbare Größe, und das sei das irrationale Verhalten der Teilnehmer“, so Wendt. Gerade wenn Alkohol und Drogen im Spiel seien. Das müsse man aber bei den Sicherheitsvorkehrungen einrechnen. Geschehen sei das hier offenbar nicht.Die Tragödie werde nun akribisch untersucht, so Wendt.Sicher ist: Für Stadt und Veranstalter wird es ungemütlich.Bochums Ex-Polizeipräsident Thomas Wenner (62) will Anzeige erstatten. Gegenüber BILD sagte er „Ich zeige den Oberbürgermeister der Stadt Duisburg, die leitenden Beamten der Stadt und die Veranstalter an. Eine solche Veranstaltung war in einer Stadt wie Duisburg auf einem solchen Gelände nie realisierbar. Städte wie Bochum und Duisburg mit ihren engen Bahnhöfen sind dafür nicht geeignet. Schon im vergangenen Jahr gab es kein vernünftiges Konzept. Ich wollte die Sicherheit nicht opfern auf dem Altar der Spaßgesellschaft. Genau das ist nun geschehen.“Wenner hatte als damaliger Polizeichef die Loveparade 2009 in Bochum abgesagt – wegen Sicherheitsbedenken.
Loveparade Verwaltung ebnete Weg für Katastrophe
Montag 26.07.2010, 06:17 FOCUS
Die Duisburger Stadtverwaltung hat offenbar massive Sicherheitslücken im Konzept der Loveparade akzeptiert. Ein internes Dokument zeigt Medieninformationen zufolge wie die Stadt Duisburg die Veranstalter der Loveparade von Fluchtwege-Bestimmungen befreit. Bei der Loveparade in Duisburg hat es offenbar deutliche Sicherheitslücken gegeben. Wie „Spiegel Online“ unter Berufung auf ein internes Dokument der Duisburger Stadtverwaltung berichtet, wurden die Veranstalter von der Einhaltung der vorgeschriebenen Breiten der Fluchtwege befreit. Zudem war das Gelände nur für 250.000 Menschen zugelassen. Das Schriftstück vom 21. Juli 2010 trage den Titel „Genehmigung einer vorübergehenden Nutzungsänderung“ und richte sich an die Berliner Lopavent GmbH, die Veranstalter der Loveparade, berichtete „Spiegel Online“. Daraus gehe hervor, dass ein Sachbearbeiter des Bauamts die Organisatoren von der Vorschrift befreite, die vorgeschriebenen Breiten der Fluchtwege einhalten zu müssen. Gleichzeitig hätten die Beamten auf Feuerwehrpläne verzichtet.
Dem Bericht zufolge begrenzte die Stadtverwaltung die Zahl der Menschen, die sich gleichzeitig auf dem Veranstaltungsgelände aufhalten darf, auf maximal 250.000. Die Veranstalter hatten am Samstag von 1,4 Millionen Menschen gesprochen, die über den Tag verteilt an der Loveparade teilgenommen haben sollen. Polizei und Stadt wollten diese Zahl aber nicht bestätigen. Im Rahmen ihres Ermittlungsverfahrens beschlagnahmte die Staatsanwaltschaft bereits Unterlagen bei der Stadt. Deutschlands führender Konzertveranstalter, Marek Lieberberg, erhob schwere Vorwürfe gegen die Veranstalter. „Befruchtet haben sich die Geltungssucht der Lokalpolitik, die Profitsucht der Veranstalter, auf beiden Seiten gut gedüngt durch totalen Amateurismus. Das ist kein tragisches Unglück, sondern ein Verbrechen“, sagte Lieberberg der „Süddeutschen Zeitung“ vom Montag. Nach einem Bericht des „Kölner Stadt-Anzeiger“ vom Montag hatten Polizei und Feuerwehr schon vor Monaten Vorbehalte gegen das Sicherheitskonzept geäußert.
Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, kritisierte die Veranstalter erneut scharf. „Ich habe schon vor einem Jahr gesagt, dass die Stadt zu eng ist für eine derartige Großveranstaltung“, sagte der gebürtige Duisburger der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ vom Montag. Er glaube, dass Duisburg sich übernommen habe, sagte Wendt: „Das war einfach eine Nummer zu groß.“ Einiges deute darauf hin, dass die Veranstalter sich über Sicherheitsbedenken hinweggesetzt hätten.
Am Rande der Loveparade waren 19 Menschen ums Leben gekommen. Das Unglück ereignete sich am Samstag kurz nach 17.00 Uhr an einem überfüllten Tunnel, dem zentralen Zugang zu dem Partygelände am alten Duisburger Güterbahnhof. Der genaue Ablauf des Unglücks ist bislang unklar. Wolfgang Bosbach (CDU), Vorsitzender des Innenausschusses des Deutschen Bundestages, forderte eine vollständige Aufklärung des Unglücks. Zugleich stellte er im Interview mit den „Ruhr Nachrichten“ die Zukunft weiterer Großveranstaltungen dieser Art in Frage. Es müsse geklärt werden, „ob solche Großveranstaltungen überhaupt noch verantwortbar“ seien. „Das Leid ist so groß, dass sich jeder Veranstalter in Zukunft gut überlegen wird, ob Veranstaltungen in dieser Dimension in Zukunft überhaupt noch in Angriff genommen werden können“, sagte er.
Die Polizei richtete ein Betreuungsangebot für Teilnehmer ein, die Schwierigkeiten haben, die Ereignisse zu verarbeiten.
Montag, 26. Juli 2010 N TV
Tragödie in DuisburgStadt vernachlässigte Sicherheit
Die Stadt Duisburg soll die Loveparade-Veranstalter von der Vorschrift befreit haben, die vorgeschriebenen Breiten der Fluchtwege einhalten zu müssen. „Das ist kein tragisches Unglück, sondern ein Verbrechen“, sagte Deutschlands führender Konzertveranstalter, Marek Lieberberg.
Bei der Loveparade in Duisburg hat es offenbar deutliche Sicherheitslücken gegeben. Die Veranstalter seien von der Einhaltung der vorgeschriebenen Breiten der Fluchtwege befreit worden, berichtet der „Spiegel“ unter Berufung auf ein internes Dokument der Duisburger Stadtverwaltung. Das Magazin zitiert aus einem Schriftstück vom 21. Juli 2010 mit dem Titel „Genehmigung einer vorübergehenden Nutzungsänderung“, das sich dem Bericht zufolge an die Berliner Lopavent GmbH richtet, den Veranstalter der Loveparade. Daraus gehe hervor, dass ein Sachbearbeiter des Bauamts die Organisatoren von der Vorschrift befreite, die vorgeschriebenen Breiten der Fluchtwege einhalten zu müssen. Gleichzeitig hätten die Beamten auf Feuerwehrpläne verzichtet. Der Tunnel zum Veranstaltungsgelände ist nur 20 Meter breit.
Platz nur für 250.000 Menschen zugelassen Zudem war der Platz laut „Spiegel“ nur für 250.000 Menschen zugelassen. Dagegen hatte der Sicherheitsdezernent der Stadt Duisburg, Wolfgang Rabe, am Sonntag auf einer Pressekonferenz behauptet, das Gelände des alten Güterbahnhofs könne „weit über 250.000 bis 300.000 Menschen“ aufnehmen. Unklar blieb, auf welcher Basis die Veranstalter am Samstag vor den Todesfällen von 1,4 Millionen Besuchern gesprochen hatten – und wie Stadt und Veranstalter auf die Idee kommen konnte, dass das Gelände groß genug war. Loveparade-Organisator Rainer Schaller hatte schließlich schon im Vorfeld gesagt, man erwarte „weit über eine Million“ Menschen.
Nach einem Bericht des „Kölner Stadt-Anzeigers“ hatten Polizei und Feuerwehr schon vor Monaten Vorbehalte gegen das Sicherheitskonzept geäußert.Im Mittelpunkt der Kritik steht die Duisburger Stadtführung um Oberbürgermeister Adolf Sauerland. Bochums früherer Polizeipräsident Thomas Wenner will Sauerland anzeigen. Der „Bild“-Zeitung sagte Wenner: „Ich zeige den Oberbürgermeister der Stadt Duisburg, die leitenden Beamten der Stadt und die Veranstalter an.“ Eine solche Veranstaltung sei in Duisburg nie realisierbar gewesen. Wenner hatte 2009 als amtierender Polizeipräsident die für Bochum geplante Loveparade abgesagt.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt bereits wegen fahrlässiger Tötung. Die Ermittlungen richten sich gegen Unbekannt, sagte Staatsanwalt Rolf Haferkamp. Das Sicherheitskonzept der Veranstalter und der Stadt Duisburg sei noch am Wochenende beschlagnahmt worden. Im Rahmen ihres Ermittlungsverfahrens beschlagnahmte die Staatsanwaltschaft bereits Unterlagen bei der Stadt. Die Verantwortlichen der Stadt – Oberbürgermeister Sauerland und Dezernent Rabe – sowie Veranstalter Schaller waren bei einer Pressekonferenz im Duisburger Rathaus mit Verweis auf die Ermittlungen vielen Fragen ausgewichen.Deutschlands führender Konzertveranstalter, Marek Lieberberg, erhob schwere Vorwürfe gegen die Veranstalter. „Befruchtet haben sich die Geltungssucht der Lokalpolitik, die Profitsucht der Veranstalter, auf beiden Seiten gut gedüngt durch totalen Amateurismus. Das ist kein tragisches Unglück, sondern ein Verbrechen“, sagte Lieberberg der „Süddeutschen Zeitung“.
Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, warf Stadt und Veranstaltern Versagen vor. „Ich kenne diese Veranstaltung zum Beispiel aus Berlin und weiß, dass dort völlig andere geographische Verhältnisse sind“, sagte der gebürtige Duisburger bei n-tv. „Ich habe es für unmöglich gehalten. Duisburg ist viel zu eng bebaut, als dass man eine solche Veranstaltung mit einem Millionenpublikum durchführen kann. Ich glaube, die Stadt hat sich da verhoben, der Veranstalter hat sich vor allen Dingen verhoben.“
Reuters, 27. Juli 2010
German police union says warnings about Duisburg ignored * Merkel expects thorough investigation into tragedy
DUISBURG, Germany, July 26 (Reuters) – Warnings by police about the dangers of holding the Love Parade in the small city of Duisburg were not heeded, the head of Germany’s police union was quoted as saying on Monday. Germany was shocked by the deaths of 19 people when panic broke out at the Love Parade techno music festival in Duisburg on Saturday. Many were baffled that such a tragedy could occur in their highly organised and closely regulated country. Chancellor Angela Merkel expects a „scrupulously thorough“ investigation into the tragedy in which 342 people were injured, her spokesman Ulrich Wilhelm said in Berlin on Monday. „I warned them a year ago that Duisburg is not a suitable location for the Love Parade. It’s too small and too cramped,“ said Rainer Wendt, a senior police officer and head of the national police union. Duisburg Mayor Adolf Sauerland, who had to be protected from angry bystanders at the scene of the stampede on Sunday, said the city was cooperating with prosecutors. „We’ll give answers as soon as we’ve given answers to the state prosecutor,“ Sauerland told WDR radio. „The whole city is in mourning. We’ll help clarify what happened. We did everything we could to make it a safe venue.“ The Love Parade originated in Berlin, with a population of 3.4 million, and was held in a giant park in Germany’s largest city until 2006. Duisburg has a population of 500,000. Six foreigners, from Spain, Bosnia, the Netherlands, Australia, Italy and China, were among those killed when crowds of young people pushed through a tunnel into the techno festival grounds at a former freight rail yard.
Wendt, a Duisburg native who as head of the 170,000-member union has significant clout, said his warnings were ignored even though authorities in a comparably sized city nearby, Bochum, heeded police warnings in 2009 — and cancelled the Love Parade planned there. „The mayor was under immense pressure — he didn’t want to be the party pooper,“ Wendt told Bild newspaper. In Bochum, there was no Love Parade in 2009 because „the city listened to our concerns about safety. In Duisburg they wouldn’t hear it“. Investigators are looking at possible charges of negligent homicide and the state prosecutor in Duisburg, Rolf Haferkamp, said he would examine the security plans — and why an event set up for 250,000 ended up with an estimated 500,000 to 1 million. „We’ll have to closely examine that question but now it’s too soon to make a decision on whether any one certain person will be held accountable,“ Haferkamp told N-24 television, adding that prosecutors had already seized documents. disaster such a scandal is that everyone was warned — the city, the police, the organisers and consultants.“
Bild 27.Juli 2010
Muss ich Angst vor Massen-Veranstaltungen haben?
Die Massenpanik auf der Loveparade! Jetzt fragen sich viele Menschen: Muss ich Angst haben, wenn ich zum Fußball oder auf ein Volksfest gehe? Und wie verhalte ich mich im Notfall richtig? In BILD beantworten Experten die wichtigsten Fragen zum Thema. Wie gefährlich sind Großveranstaltungen? Polizeihauptkommissar Jörg Radek aus dem Bundesvorstand der Gewerkschaft der Polizei (GdP): „Nicht jede Großveranstaltung ist generell gefährlich, aber natürlich ist das stark abhängig von den Menschenmassen, die dorthin gehen: Je mehr Menschen es sind, desto größer ist das Gefahrenpotenzial.“
Wie erkenne ich eine gut oder schlecht organisierte Veranstaltung? Rainer Wendt, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft: „Machen Sie sich zu Beginn der Veranstaltung am besten selbst ein Bild: Gibt es professionelle Ordnungsdienste? Schauen Sie nach: Wie komme ich hier wieder weg, gibt es Fluchtwege? Fragen Sie das Personal gezielt danach. Und wenn die es nicht wissen, dann bleiben Sie der Veranstaltung auf jeden Fall fern.“
Jörg Radek: „Meiden Sie auf jeden Fall Veranstaltungen, bei denen es in der Vergangenheit bereits Gewaltausschreitungen gegeben hat – das kann z.B. bei politischen Veranstaltungen des rechten oder linken Spektrums der Fall sein. Meiden Sie auch Veranstaltungen, bei denen schon im Vorfeld mit Ausschreitungen zu rechnen ist, z.B. ein sehr umstrittenes Nachbarschaftsderby im Fußball.“Auf was sollte ich im Vorfeld einer Veranstaltung noch achten? GdP-Kommissar Jörg Radek hält zwei Punkte für besonders wichtig:Verzichten Sie auf Alkohol und Drogen, das trübt die eigene Wahrnehmung – ganz wichtig für die eigene Gefahreneinschätzung und z.B. bei wichtigen Lautsprecherdurchsagen der Polizei.Rechnen Sie damit, dass Ihr Handy nicht funktioniert, bei Großveranstaltungen reichen die Netze oft nicht aus.“
Was sind die wichtigsten Verhaltensregeln bei einer Massenpanik? Der renommierte Gehirnforscher Prof. Manfred Spitzer (Uniklinik Ulm): „Das Verhalten von Menschen in Paniksituationen ist nicht vorhersehbar, der rationelle Verstand ist ausgeschaltet. Deshalb ist es schwer, konkrete Ratschläge zu geben.Das Wichtigste: Gehen Sie erst gar nicht in große Menschenansammlungen, wo bereits mehrere Tausend Leute dicht gedrängt zusammenstehen. Und: Hören Sie unbedingt auf Ihre Instinkte! Wenn Sie zu einem bestimmten Zeitpunkt oder an einem bestimmten Ort ein Unwohlsein fühlen, meiden Sie diesen.“ Trotzdem gilt: Versuchen Sie mit der Gruppe oder den Freunden, mit denen Sie gekommen sind, möglichst zusammenzubleiben, das geht z.B., indem Sie eine Menschenkette bilden, sich an den Händen fassen. Halten Sie sich von Mauern und Zäunen fern. Sprechen Sie sich mit Ihren Nachbarn ab, versuchen Sie gemeinsam beruhigend auf andere einzuwirken.Nehmen Sie immer ausreichend Wasser für den Notfall mit.
Ziehen Sie festes Schuhwerk an! Katastrophenforscher Dr. Willi Streitz (Universität Kiel): „Ganz wichtig ist: Bleiben Sie auf jeden Falll auf den Beinen! Setzen oder legen Sie sich nicht hin, auch wenn Ihnen noch so schlecht ist – sonst wird es gefährlich. Und: Versuchen Sie, die Orientierung zu behalten, folgen Sie den Anweisungen der Rettungskräfte.“ Was mache ich, wenn ich in der Menge feststecke?Dr. Willi Streitz: „Sie müssen in dem Fall mit dem Strom – also mit der Menge – schwimmen. Sie haben keine Chance, sich bei so vielen Menschen dagegen zu stemmen. Schonen Sie lieber ihre Kräfte, falls Sie sie später noch brauchen!“ Wie kann ich bei einem Gedränge mein Kind schützen? Rainer Wendt: „Lassen Sie Kleinkinder am besten zu Hause. Wenn es nicht anders geht, nehmen Sie Ihr Kind auf die Schulter. Wenn die Kinder älter sind, gilt: Sie sollten Ausweispapiere dabei haben, für den Fall, dass sie verloren gehen. Und vereinbaren Sie einen Treffpunkt, an dem man sich wiederfinden kann, falls man doch getrennt wird.“
Bild 27. Juli 2010
Loveparade-Drama Oberbürgermeister von Duisburg geht auf Tauchstation!
Er wollte die schillernde Loveparade unbedingt in seine Stadt holen, kämpfte drei Jahre lang darum. Am Ende nahm es Duisburgs Bürgermeister Adolf Sauerland (55, vier Kinder) mit der Sicherheit offenbar nicht mehr so genau. Adolf Sauerland ist als Stadtvater einer der Hauptverantwortlichen für die Tragödie. Trotzdem lehnt er einen sofortigen Rücktritt ab.Nachdem Sauerland am Sonntagabend an der Unglücksstelle beschimpft und bedroht worden war, ging der OB gestern auf Tauchstation. Seine Homepage wurde abgeschaltet. Am Nachmittag eine dünne Erklärung: Er verstehe die Rücktrittforderungen. Doch er wolle im Amt bleiben.Die Vorwürfe gegen den Politiker: Er soll politischen Druck ausgeübt haben, um die Loveparade durchzusetzen. Als Sauerland Ende 2009 stolz mitteilte, die Loveparade sei für Duisburg „machbar“, waren die Warnungen von Experten längst bekannt!
Rainer Wendt, Vorsitzender der Polizeigewerkschaft: „Ich habe vor einem Jahr Duisburg als ungeeignet für die Loveparade abgelehnt und bin dafür als Spaßverderber und Sicherheitsfanatiker beschimpft worden. Aber die Verantwortlichen waren besessen von der Idee, etwas für diese gebeutelte Stadt zu tun.“
Andere Polizeichefs sollen unter Druck gesetzt worden sein. Als im Herbst 2008 Polizeivertreter Zweifel äußerten, schaltete sich der Duisburger CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Mahlberg ein. Laut der Nachrichtenagentur dpa schrieb er Anfang Februar einen Brief an den damaligen NRW-Innenminister Ingo Wolf und drängte auf Ablösung des Polizeipräsidenten!Auch die frühere Leiterin des Duisburger Bauordnungsamtes gehörte zu den Gegnern der Veranstaltung. Sie soll sich im März dieses Jahres geweigert haben, die Genehmigung für das Fest zu unterschreiben. Danach soll sie versetzt worden sein.Jetzt will der Bürgermeister gar nicht so viel gewusst haben über die Vorbereitungen zur Loveparade. Ob er eingebunden gewesen sei in die Planung, wurde er am Sonntag gefragt. Oberbürgermeister Adolf Sauerland redete sich heraus: „Persönlich? Nein!“Wenige Stunden nach dem Todesdrama wurden die Planungsakten der Stadt beschlagnahmt. Die Familie des Oberbürgermeisters soll inzwischen unter Polizeischutz gestellt worden sein.
Erstmals äußerte sich gestern auch Loveparade-Chef Rainer Schaller (41) zu der Katastrophe – und gab der Polizei die Schuld: „Die Einsatzleitung der Polizei hat die Anweisung gegeben, alle Schleusen vor dem westlichen Tunneleingang an der Düsseldorfer Straße zu öffnen“ Schaller, Gründer der Fitness-Kette McFit, widersprach vehement, dass aus Profitgier Sicherheitsbedenken hinten angestellt worden wären: „Wir haben nie Druck auf eine Herabsetzung der Sicherheit ausgeübt. Nach derzeitigem Stand haben wir sämtliche Auflagen erfüllt. Das gesamte Konzept war in jedem Punkt in wöchentlichen Sitzungen mit Polizei, Feuerwehr und Stadt abgestimmt. Wir haben niemals an der Loveparade Geld verdient – das war auch nicht unser Ziel.“ Schaller weiter: „Als Veranstalter haben wir eine große Verantwortung und es tut mir unglaublich leid. Ich bin erschüttert und fassungslos.“