Wendt beharrt auf Beteiligung

Die Spitze der Gewerkschaft der Polizei hat eine Sonderabgabe der Klubs für Einsätze rund um Fußballspiele als „unsinnige Forderung“ abgekanzelt. Erhoben wird sie unter anderem von Rainer Wendt, Chef der konkurrierenden Deutschen Polizeigewerkschaft. Er fordert bei n-tv eine Grundsatzentscheidung der Politik: Darüber, ob der Steuerzahler dem „Kommerzunternehmen Fußball“ weiterhin sämtliche Polizeieinsätze finanzieren soll. Zudem sind klare rechtliche Schranken für Gewalttäter im Fußball unabdingbar.

Rainer Wendt ist seit 2007 Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft.
(Foto: dpa)

n-tv: Gewalt im oder vor dem Fußballstadion – wo sehen Sie das Hauptproblem?

Rainer Wendt: Gewalt ist ein – ein schreckliches Wort, was jetzt kommt – ein multifaktorielles Phänomen und deshalb muss es auch viele Bekämpfungsansätze geben. Das heißt, man kann nicht sagen, hier gibt es ein Patentrezept und dann ist die Gewalt beendet. Das hat etwas mit dem Verlust von Werten zu tun, mit Alkohol natürlich, der spielt eine ganz zentrale Rolle bei diesem Thema, aber auch mit dem Verlust staatlicher Autorität insgesamt, mit einer Eventkultur bei vielen jungen Menschen auch, die glauben, sich am Wochenende mal mit der Polizei zu prügeln sei etwas Schickes. Hier muss der Staat, hier muss die Justiz klare Grenzen setzen und deutlich machen, dass das nicht geduldet wird.

Welche Maßnahmen, die zurzeit diskutiert werden zur Gewaltprävention oder zur –verhinderung halten Sie für durchsetzbar?

Es gibt eine Fülle von Maßnahmen, die ja auch schon durchgesetzt sind. Stadionverbote zum Beispiel sind ein probates Mittel, um Störer von Stadien fernzuhalten. Die Polizei hat gemeinsam mit den Fußballverbänden und den Fußballvereinen viele andere Maßnahmen entwickelt, die vorher schon greifen könne. Das heißt, auch die „Gewalttäterdatei Sport“ hat eine präventive Wirkung, aber auch die vorgeschlagenen Maßnahmen jetzt wie ein personengebundener Ticketverkauf, für eine Reduzierung der Stehplätze, wie andere bauliche Maßnahmen. Dazu kommt eine Professionalisierung der Sicherheits- und Ordnungsdienste. All das im gemeinsamen Konzept mit der Polizei trägt sicherlich dazu bei, Gewalt einzuschränken. Ganz verhindern werden wir sie nie können.

Es geht um sehr viel Geld im Fußball. Welche Forderungen haben Sie zum Beispiel an die Vereine?

Die Politik muss entscheiden darüber, ob sie es dem Steuerzahler weiterhin zumuten kann, die Jahresarbeitsleistung von weit über 1000 Polizistinnen und Polizisten ausschließlich dem Kommerzunternehmen Fußball zur Verfügung zu stellen. Das hat im Übrigen überhaupt nichts damit zu tun, dass nur der Fußball belastet werden soll, wie gelegentlich kolportiert wird. Wir sind der Auffassung, dass kommerzielle Großveranstaltungen, also Geschäftsbetriebe wie ja der Fußball auch eins ist, im Übrigen die Atomtransporte auch, dass die nicht einen wichtigen Teil ihrer Betriebskosten, nämlich die Sicherheitskosten, ausschließlich dem Steuerzahler aufbürden sollten. Deshalb sind wir der Auffassung, dass über eine Gebührenregelung eine Summe von 75 Millionen Euro im Jahr für die Polizeieinsätze an den Staat zurückfließen sollte. Das ist im Übrigen eine Summe, die nicht einmal die Hälfte der tatsächlichen Personalkosten decken würde. Insofern also in der Tat nur ein Beitrag, aber ein wichtiger Beitrag.

Im Archiv stöbern