Samstag, 7. Mai 2011
(Chemnitzer Morgenpost)
So will Minister Ulbig Fußballfans abzocken
Von Bernd Rippert
Hooligans in Fußballstadien – Innenminister Markus Ulbig (47, CDU) will mit finanzieller Gewalt gegen Krawallmacher vorgehen. Sein Plan: „Wir wollen, dass bei Risikospielen ein bis drei Euro höhere Eintrittspreise erhoben werden. Durch alle Ligen – und wenn‘s nach mir geht, ab nächster Saison.“ In Vereinen regt sich Widerstand gegen die Fan-Abzocke.
Kampf gegen Krawalle: Innenminister Markus Ulbig fordert bei Spielen wie Dresden gegen Rostock (im Bild) Risikozuschläge. Foto: Rippert
Dresden. Tausende Polizisten müssen für Ruhe und Ordnung sorgen, wenn Fußball-Chaoten die Fetzen fliegen lassen. Politiker fordern darum, dass die Vereine sich an den Polizeikosten beteiligen. Minister Ulbig redet jetzt Tacheles: „Aus rechtlichen Gründen geht das nicht. Aber wir können dafür sorgen, dass bei jedem Risikospiel in Sachsen bis in die Kreisklasse ein höherer Eintritt kassiert wird. Das sollte auf der Eintrittskarte stehen – als Risikospiel.“ Die Extraeinnahmen sollen Vereine in Fanprojekte, Stadionsicherheit und Security stecken.
In acht Wochen will Ulbig mit dem Sächsischen Fußballverband und Vereinen über den Anti-Gewalt-Plan reden. Doch die Clubs sind nicht alle begeistert, weiß Verbandspräsident Klaus Reichenbach (65). Auch er ist skeptisch: „Viele werden fragen: Warum soll ich für Chaoten mitbezahlen – und wegbleiben.“ Vereine mit „Erzfeinden“ wären öfter betroffen. Reichenbach: „Gegenüber Spielen mit RB sind Duelle von Sachsen und Lok Leipzig Kaffeekränzchen.“ Der Präsident will dem Ulbig-Plan nur unter einer Bedingung zustimmen: „Nach einer Saison entscheiden wir, ob das Projekt weitergeht.“
Vorsichtig geht Dynamo Dresden an die Idee heran. Vereinssprecher Holger Scholze (39): „Wir wollen das nicht kommentieren, warten das Gespräch mit dem Minister ab.“ Klar dagegen ist Uwe Muschter (51), Schatzmeister bei Lipsia Leipzig (9. Liga): „Kleine Vereine spielen bei Risikozuschlag unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Kein Zuschauer zahlt sechs Euro Eintritt, und die Sponsoren sind auch schnell weg. Dieser Plan könnte die unteren Fußball-Ligen zerstören.“