dapd, 17.08.2011

Scharfe Kritik von Polizei und ACE an Gigaliner-Versuch
Berlin (dapd) Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) und der Auto Club Europa (ACE) äußern scharfe Kritik an dem von der Bundesregierung geplanten Feldversuch mit Riesen-Lkw auf ausgewiesenen Strecken in sieben Bundesländern. Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, sagte der „Bild“-Zeitung (Mittwochausgabe): „Gigaliner sind Giga-Blödsinn. Weder sind unsere Straßen für diese Monster-Lkw gebaut, noch sind unsere Autofahrer dafür geschult, mit ihnen die Fahrbahn zu teilen.“

Der Auto Club Europa (ACE) ist ebenfalls wenig begeistert von dem Feldversuch mit den 25,25 Meter langen Lastern. ACE-Sprecher Rainer Hillgärtner forderte Fahrtests für Riesen-Lkw auch auf schwierigen Strecken, etwa mit Kreisverkehr und engen Kurven, und nicht nur auf einigen wenigen handverlesenen Musterstraßen, wie er „Bild.de“ sagte.

Frankfurter Rundschau, 17.08.2011

FELDVERSUCH IN DEUTSCHLAND
Die Mega-Trucks kommen
Gigantische Lastwagen sollen in den nächsten fünf Jahren auf deutschen Straßen zugelassen sein: In einem Feldversuch starten sieben Bundesländer mit einer Ausnahmeverordnung. Kritik hagelt es dafür von der Polizeigewerkschaft und dem Auto Club Europa.
Die umstrittenen „Gigaliner“-Lkw sollen fünf Jahre lang in einem Feldversuch in sieben der 16 Bundesländern getestet werden. Das Bundesverkehrsministerium plant, dies auf dem Weg einer „Ausnahmeverordnung“ zu ermöglichen. Damit würde der Bundesrat umgangen, in dem die schwarz-gelbe Koalition voraussichtlich keine Mehrheit für das Vorhaben finden würde, nachdem eine Reihe Länder sich gegen den Test ausgesprochen hat.
Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) und der Auto Club Europa (ACE) äußern scharfe Kritik an dem von der Bundesregierung geplanten Feldversuch mit Riesen-Lkw auf ausgewiesenen Strecken in sieben Bundesländern. Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, sagte der „Bild“-Zeitung (Mittwochausgabe): „Gigaliner sind Giga-Blödsinn. Weder sind unsere Straßen für diese Monster-Lkw gebaut, noch sind unsere Autofahrer dafür geschult, mit ihnen die Fahrbahn zu teilen.“
Der Auto Club Europa (ACE) ist ebenfalls wenig begeistert von dem Feldversuch mit den 25,25 Meter langen Lastern. ACE-Sprecher Rainer Hillgärtner forderte Fahrtests für Riesen-Lkw auch auf schwierigen Strecken, etwa mit Kreisverkehr und engen Kurven, und nicht nur auf einigen wenigen handverlesenen Musterstraßen, wie er „Bild.de“ sagte.
„Was wir brauchen ist ein Stresstest auf solchen Straßen, die prekäre Verkehrsführung aufweisen. Alles andere wäre nur eine Schönwetterübung für Gigaliner“, sagte er dem Online-Portal der „Bild“-Zeitung.
Gigaliner sind Groß-Lkw, die maximal 25,5 Meter lang und bis zu 44 Tonnen schwer sein dürfen. Bisher gelten als Limit 18,75 Meter und 40 Tonnen. Die Spediteure erwarten eine geringeren Kraftstoffverbrauch je Frachteinheit und eine Abnahme der Lkw-Fahrten, da pro Fahrzeug größere Mengen Fracht transportiert werden können. Kritiker, darunter Verkehrsexperten und Umweltverbände, befürchten indes Nachteile bei der Sicherheit und eine Wettbewerbsverzerrung zuungunsten des Bahn-Transports.
Der Einsatz der Mega-Trucks ist seit Jahren umstritten. Bisher haben nur sieben Länder Bereitschaft gemeldet, sich an dem neuen Großversuch zu beteiligen – Bayern, Hamburg, Niedersachsen, Sachsen, Schleswig-Holstein, Hessen und Thüringen. Bislang sind vor allem Strecken auf Autobahnen und Landstraßen in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Thüringen dafür vorgesehen. Die anderen Länder sollen Routen bis September melden.
Der Bahn-Lobby-Verband Allianz pro Schiene kritisiert den Plan von Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU). Er verweist auf ein Rechtsgutachten, wonach nur ein neues Bundesgesetz Grundlage für einen bundesweiten Test sein könne – inklusive Einschaltung des Bundesrats. (mit dapd/afp)

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