Düsseldorf/Köln/Bonn (dpa)- Zehn Tage nach dem Hackerangriff auf ein hochsensibles Fahndungssystem der Sicherheitsbehörden hat ein 23 Jahre alter Hacker ein umfassendes Geständnis abgelegt.Der Deutsche war beschuldigt worden, das Peil- und Ortungsprogramm «Patras» geknackt zu haben, mit dem die Ermittler verdächtige Personen, Fahrzeuge oder Waren verfolgen.Was genau er gestanden hat, wollte eine Sprecherin des Landeskriminalamts (LKA) Nordrhein-Westfalen am Montagabend nicht sagen. Ein Richter in Köln erließ aber nach LKA-Angaben Haftbefehl wegen «Computersabotage in einem besonders schweren Fall». Ins Gefängnis musste der Hacker zunächst dennoch nicht. Da er mit Polizei und Justiz zusammenarbeitete, kam er unter Auflagen wieder frei.Die anonyme Gruppe «No-Name Crew» kündigte im Internet unterdessen weitere Angriffe an. Der Verdächtige war der Polizei am Sonntagabend in Nordrhein-Westfalen ins Netz gegangen. Bei der Durchsuchung der von ihm genutzten Wohnung sei Beweismaterial gesichert worden, hieß es in einer Mitteilung. Ob der 23-Jährige etwas mit der «No-Name Crew» zu tun hat, wollte eine Sprecherin des Landeskriminalamtes nicht sagen.
Die Gruppe hatte brisante Daten und Telefonnummern aus dem Bereich der Zollfahndung vor knapp zwei Wochen ins Internet gestellt. Die hatte sie über Computermanipulationen von einem Rechner der Bundespolizei gestohlen, auf dem auch die Zoll-Informationen gespeichert sind. Zu sehen war auch ein Organisationsschema der Bundespolizeidirektion Koblenz mit Namen, Telefonnummern und Funkkanälen.Die Gruppe drohte damit, ein Passwort für noch verschlüsselte brisante Daten, die sich in ihrem Besitz befinden, zu veröffentlichen, falls ein Mittäter festgenommen wird. Dazu lief auf ihrer Internetseite ein Countdown, der bis zum frühen Montagabend reichte. Ebenso lief ein Countdown für einen Angriff auf «neue Ziele auf Bundesebene» in neun Tagen. Am Montagnachmittag war die Internetseite jedoch nicht mehr zugänglich.
Gemeinsam mit dem LKA ist die Staatsanwaltschaft Köln für den Fall zuständig, weil sich einer der angegriffenen Computer in Köln befindet. Wo genau der 23-Jährige festgenommen wurde, verschwiegen die Behörden. Laut «Spiegel Online» wurde der Mann in Rheine in Westfalen gefasst. Er sei wegen räuberischer Erpressung vorbestraft und derzeit auf Bewährung auf freiem Fuß. Auch sei er schon wegen Computerkriminalität aufgefallen. Ein LKA-Sprecher wollte sich nicht dazu äußern. Auch ob es weitere Festnahmen oder weitere Verdächtige gibt, wollte der LKA-Sprecher nicht sagen.
Unterdessen hat die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) mehr gesetzliche Befugnisse gefordert, um sich gegen Angriffe besser zur Wehr zu setzen. «Server, die Ausgangspunkt für Attacken sind, müssen durch Gegenangriffe lahmgelegt oder zerstört werden», sagte DPolG-Chef Rainer Wendt der «Neuen Osnabrücker Zeitung». Berichte, nach denen die Bundespolizei durch technische Schlamperei die Angriffe erleichtert hätten, wies Wendt als «groben Unfug» zurück.
Quelle: n-tv.de / dpa

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