Berliner Zeitung, 22.07.2010

Innensenator Ehrhart Körting (SPD) und die Polizeigewerkschaften lehnen den Einsatz türkischer Polizisten in Berliner Stadtteilen mit hohem Migrantenanteil ab. Die hoheitliche Gewalt sollte nur von deutschen Polizisten ausgeübt werden, sagte Körting auf ddp-Anfrage. Er reagierte damit auf einen Vorschlag des Landesvorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) in Nordrhein-Westfalen, Erich Rettinghaus, neben deutschen auch türkische Polizisten einzusetzen. Sie sollten sich in sogenannten Problemvierteln mit türkischstämmigen Jugendlichen befassen.

Wirksamer sei die Stärkung der interkulturellen Kompetenz im öffentlichen Dienst und bei der Polizei, um die sich Berlin seit Jahren bemühe, sagte Körting. So würden etwa Mitarbeiter mit Migrationshintergrund verstärkt angeworben. Zwischen acht und zehn Prozent der in den vergangenen Jahren neu eingestellten Polizeibeamten hätten ausländische Wurzeln, sagte er.

Der DPolG-Bundesvorsitzende Rainer Wendt verwies darauf, dass sich der Vorschlag von Rettinghaus lediglich auf ein Pilotprojekt bezogen habe. Er selbst stehe der Idee «skeptisch» gegenüber. «Das ist kein Beitrag zur Integration, sondern schafft vielmehr eine Subkultur, die wir nicht wollen», sagte er. Zudem wäre der Einsatz ausländischer Polizisten sowohl den deutschen Beamten als auch der Bevölkerung vermutlich «schwer zu vermitteln».

Auch der Sprecher der Berliner Gewerkschaft der Polizei (GdP), Klaus Eisenreich, lehnte den Vorschlag ab. «Das ist absoluter Blödsinn», sagte er. Deutschland müsse das Land selbst ordnen. Der Einsatz türkischer Polizisten käme einem «Offenbarungseid» gleich.

Im Archiv stöbern