Polizei in Limbach-Oberfrohna verliert Revier-Status
Dienststelle in der 25.000-Einwohner-Stadt wird in Zukunft dem Revier Glauchau zugeteilt
Limbach-Oberfrohna. Liest man das neue Organisationskonzept der sächsischen Polizei, kann man nach Limbach-Oberfrohna lange suchen. Das dortige Polizeirevier taucht in dem 26-Seiten starken Papier, mit dem Namen „Polizei Sachsen 2020“, nicht auf. Der Hintergrund ist: Die Zahl der Polizeireviere in Sachsen soll gesenkt werden, weil dadurch „in erheblichem Maß Personal für Führungs-, Stabs- und Verwaltungsaufgaben“ gespart werde. Pro Landkreis soll es in Zukunft nur noch maximal vier Reviere geben. Im Kreis Zwickau mit dem Polizeibezirk Südwestsachsen werden das Glauchau, Werdau und Zwickau sein. Die Polizeidienststelle in Limbach-Oberfrohna wird ebenso wie die neu gebaute Dienststelle in Hohenstein-Ernstthal dem Glauchauer Revier zugeteilt. Im Konzept wird die neue Revierorganisation unter anderem mit der Bevölkerungsentwicklung und der Flächenstruktur begründet.
Praktische Umsetzung unklar
Was bedeutet die Aberkennung des Revier-Status für die Bürger in Limbach-Oberfrohna? Auf diese Anfrage hat das sächsische Innenministerium in Dresden seit Anfang der Woche trotz mehrfacher Nachfragen keine Antwort gegeben. In dem Papier selbst heißt es dazu nur: „Entscheidend für die Bürger ist in erster Linie nicht die Anzahl der Polizeidienststellen, sondern eine schnelle Reaktion der Polizei, insbesondere in für sie belastenden Situationen.“
Laut Limbach-Oberfrohnas Oberbürgermeister Hans-Christian Rickauer (CDU) bringt die Entscheidung kaum Änderungen mit sich: „Es ist mir versichert worden, dass es für die Sicherheitslage der Bürger keine Verschlechterung gibt“, sagt er. Demnach wird ein Dreierrevier aus Dienststellen in den genannten Städten mit Hauptsitz in Glauchau entstehen, wo der Revierführer stationiert sein soll. Eine starke Polizeipräsenz in Limbach-Oberfrohna ergebe sich allein schon aus der Größe der Stadt als größte der drei Kommunen, so Rickauer. Das habe man auch mehrfach im Innenministerium klar gemacht. Außerdem habe die Stadt im Vorfeld darum gebeten, der Polizeidirektion Chemnitz-Erzgebirge zugeordnet zu bleiben und nicht – wie in Zukunft vorgesehen – zur Polizeidirektion Südwestsachsen wechseln zu müssen. Kriminalität entwickelt sich nach Ansicht des Oberbürgermeisters unabhängig von politischen Verwaltungsgrenzen, sondern folgt der Struktur von Siedlungsgebieten. An dieser Stelle ist auch zu erwähnen, dass seit November zusätzliche Bereitschaftspolizisten des Chemnitzer Polizeibezirks in Limbach-Oberfrohna im Einsatz sind. Das Innenministerium entschied trotzdem nach anderen Kriterien. Dort seien einheitliche Grenzen der Verwaltung für Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht wichtiger, so Rickauer.
Probleme in Burgstädt
Dass sich die Neustrukturierung von Polizeirevieren auch negativ entwickeln kann, ließ sich in der Nachbarstadt Burgstädt beobachten. Das dortige Revier wurde 2008 aufgelöst und an das Rochlitzer angegliedert. Obwohl die Polizei beteuerte, die Dienststelle sei 24 Stunden besetzt, klagten die Burgstädter bei Einwohnerforen und Stadtratssitzungen über lange Anfahrtszeiten der Polizei nach Anrufen. Die Bürgermeister der Region wandten sich damals an den ehemaligen Innenminister Albrecht Buttolo (CDU), woraufhin die Präsenz der Einsatzkräfte laut Aussage der Polizei verstärkt wurde. Die Jugendkriminalität in Burgstädt ist laut Statistik 2010 trotzdem gestiegen.
Im Revier Limbach-Oberfrohna, zu dem seit dem Jahr 2008 auch die Dienststelle in Hohenstein-Ernstthal gehört, arbeiten laut Polizeisprecher Frank Fischer 90 Beamte.
erschienen am 30.06.2011 ( Von Christian Mathea )