(Sächsische Zeitung)

Mehr PS für die Verbrecherjagd an der Grenze
Von Gabriel Wandt
150.000 Euro gibt es für die Ermittlungsgruppe Neiße. Fünf Fahrzeuge, teilweise geländegängig, können damit gekauft werden.
Kommt jetzt wortwörtlich mehr Bewegung in die Jagd nach Autodieben an der ostsächsischen Grenze? Seit einem Monat arbeitet die zehnköpfige deutsch-polnische Ermittlungsgruppe Neiße. Nun kündigt Sachsens Polizeipräsident Bernd Merbitz an, dass die verdeckten Fahnder neue Autos bekommen, „damit sie ihre Arbeit auch gut machen können“.

150.000 Euro stehen bereit, um die Ermittlungsgruppe besser auszustatten. Damit sollen leistungsstarke, zivile Fahrzeuge angeschafft werden, sagt der Görlitzer Polizeisprecher Uwe Horbaschk. Details verrät er nicht, die könnten die Ermittlungsarbeiten behindern. Klar ist, dass die Autos vielfältige Anforderungen erfüllen sollen: Sie müssen sowohl auf deutscher als auch auf polnischer Seite der Neiße möglichst unauffällig unterwegs sein können.

Mehr als 200 PS

Da geht es unter anderem um die richtigen Kennzeichen. Sind deutsche oder polnische Nummernschilder besser geeignet? Gibt es Möglichkeiten für Wechselkennzeichen, die eine Tarnung noch effizienter machen würden? Von offizieller Seite gibt es dazu keine Informationen. Die Frage sei aber intensiv diskutiert worden, heißt es. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) spricht indes von einer Motorenleistung von mehr als 200PS. Fünf Fahrzeuge könnten dank spezieller Konditionen mit dem verfügbaren Geld gekauft werden. Davon geht Matthias Kubitz, sächsischer Gewerkschafts-Chef, aus. Einige der neuen Autos werden wohl geländegängig sein, um im Zittauer Gebirge keine Schwierigkeiten zu haben. Bedenkt man, dass die hiesige Polizei vorwiegend Modelle aus dem Volkswagen-Konzern fährt, könnte ein VW Touareg unter den neuen Fahrzeugen sein.

Starke Motoren sind für Verfolgungsjagden wichtig. Immerhin ist der unkomplizierte Grenzverkehr die Stärke der Ermittlungsgruppe: Weil in den Autos immer ein deutscher und ein polnischer Polizist unterwegs sind, können sich die Fahnder in beiden Ländern frei bewegen. Der jeweils einheimische Kollege übernimmt die Führung und den Kontakt zur Dienststelle. Damit tritt auch die Sprachbarriere in den Hintergrund.

Mit der neuen Finanzspritze bekommt die Polizeidirektion Oberlausitz-Niederschlesien schon zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres Verstärkung für ihren Fuhrpark. 16neue Autos der Typen VWPassat, Golf und Mercedes C-Klasse sind seit September 2009 auf ostsächsischen Straßen unterwegs, blau-silbern für den Streifendienst, in zivil für den Kriminaldienst.

Ministergipfel in Görlitz

Wann die jetzt angekündigten Autos tatsächlich nach Ostsachsen kommen, ist noch offen. Derzeit laufe die Beschaffung, sagt Lothar Hofner vom sächsischen Innenministerium. Aus Görlitz heißt es, dass am Montag zumindest symbolisch ein Wagen übergeben werden könnte. Dann treffen sich Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) und sein polnischer Amtskollege Jerzy Miller in Zgorzelec, um über die Grenzkriminalität zu sprechen. Thema wird auch die Ermittlungsgruppe Neiße sein. Sie arbeitet seit einem Monat und unterstützt die Soko Mobile, die auf deutscher Seite den Autoklau verfolgt. Bislang konnte die Polizei nicht verhindern, dass die Diebstahlszahlen seit Wegfall der Grenzkontrollen immer weiter steigen.

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