Polizei geht verstärkt gegen Raser vor
Jeder zweite Verkehrstote ist Opfer von unangepasster Geschwindigkeit

Geschwindigkeitskontrollen durch Polizeihauptkommissar Andreas Mai (links) und -hauptmeisterin Petra Möritz gestern in Döbeln (Landkreis Mittelsachsen).

Foto: Wolfgang Thieme

Döbeln/Chemnitz. Jeder fünfte der im vergangenen Jahr in Sachsen registrierten 116.333 Unfälle ereignete sich aufgrund nicht angepasster Geschwindigkeit. Zu schnelles Fahren ist damit im Freistaat Hauptunfallursache – vor allem auch bei Unfällen, bei denen Menschen verletzt oder getötet wurden. Das Innenministerium spricht in seiner Verkehrsunfallbilanz für 2009 von einem Besorgnis erregend hohen Anteil solcher Unglücke. Denn die Zahl der Verkehrstoten sank zwar gegenüber 2008 erfreulich um 21 Prozent auf 192 Opfer und damit auf den niedrigsten Stand seit fast 30 Jahren. Doch die Kehrseite dieser Positivbilanz heißt: Alle 46 Stunden kommt im Freistaat jemand bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Jeder Zweite ist dabei Opfer von Raserei.

Der sagt die Polizei auch 2010 den Kampf an. Die sächsischen Beamten haben das Thema seit Jahren auf ihrer Agenda, besonders in Westsachsen. Die Polizei ist dort für die Verkehrssicherheit zwischen dem Flughafen Leipzig und der Region Waldheim/Döbeln (Landkreis Mittelsachsen) zuständig – ein Gebiet mit vielen kurvenreichen Überlandstraßen. Von den 41 Verkehrstoten, die hier im Vorjahr zu beklagen waren, starben 24 und damit fast 59 Prozent wegen Raserei. Dass gestern im Revierbereich Döbeln der Auftakt zu groß angelegten Verkehrsüberwachungsaktionen erfolgte, kam nicht von ungefähr. Mit sechs Verkehrstoten gab es dort 2009 eine Verdopplung der Opferzahl.

Der Verkehrschef der Direktion Westsachsen, Uwe Roßberg, bestätigte, was zeitgleich auch seine Kollegen gestern für den Bereich Chemnitz/Erzgebirge feststellten: Nur durch ständige Kontrollen und einen permanent hohen Verfolgungsdruck lasse sich Einfluss auf das Verhalten der Kraftfahrer nehmen. Tag und Nacht würden seine Beamten in den nächsten vier Wochen an vorher nicht angekündigten Schwerpunkten Kontrollstellen einrichten, kündigte Roßberg an. Unterstützung erhalten sie durch das Landratsamt Mittelsachsen, das Autobahnrevier und die Stadt Döbeln mit eigenen Verkehrsüberwachungen. Eine gleiche Aktion ist noch einmal für November geplant. „An der Landespolizeischule Rothenburg sollen die Ergebnisse dann analysiert und Maßnahmen für die nächsten zwei Jahre empfohlen werden“, erläuterte Roßberg.

Die Beamten der Polizeidirektion Chemnitz/Erzgebirge halten für bedenklich, dass trotz eines Rückgangs ihrer Geschwindigkeitskontrollen die festgestellten Tempo-Verstöße um mehr als 18.000 und damit deutlich angestiegen sind. Das zeige, dass sich zu viele Verkehrsteilnehmer der Folgen ihres Verhaltens nicht bewusst sind, sagte Sprecher Frank Fischer. Er kündigte an, den Kontrolldruck auch zwischen Chemnitz, Mittelsachsen, Erzgebirge und dem Landkreis Zwickau zu erhöhen.

Von Gabi Thieme

Erschienen am 13.04.2010

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