An geplanter Rasseliste für Hunde regt sich Kritik

Am geplanten Kampfhunde-Gesetz der Landesregierung regt sich Kritik. Polizeigewerkschaft und Hunde-Experten wollen keine Rasselisten und fordern stattdessen eine Kennzeichnungspflicht.

Erfurt. Wenn es nach Innenminister Peter Huber (CDU) geht, gibt es bald keine Kampfhunde mehr in Thüringen. Dieses Ziel ließe sich zwar erreichen, gibt der Hunde-Sachverständige und Sömmerdaer Tierheimleiter Jörg Stengler zu: „Es wird aber nichts daran ändern, dass Menschen von Hunden verletzt oder getötet werden.“ Stengler stößt sich vor allem an der geplanten Liste der Rassen Pit Bull Terrier, American Staffordshire Terrier, Staffordshire Bullterrier und Bullterrier: „Tödliche Bisse gibt es bei allen Rassen.“ Auch prozentual seien die Hunde nicht öfter aggressiv als andere.

Stengler fordert stattdessen eine Kennzeichnungspflicht für Hunde, etwa in Form eines implantierten Mikrochips. Er setzt sich außerdem für eine Hundehaftpflichtversicherung und einen Hundeführerschein ab einer bestimmten Größe ein – und für die Aktualisierung der Hundeunterlagen in den Kommunen: „Weil viele keinen Überblick haben, welche Hunde bei ihnen gehalten werden.“

Ähnlich formuliert es Jürgen Hoffmann, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), die auch Mitarbeiter von Ordnungsämtern vertritt: „Der Gesetzentwurf ist ein Schritt in die richtige Richtung“, sagt Hoffmann zwar. Auch er ist aber gegen eine Rasseliste und bevorzugt Kennzeichnungspflicht und Hundeführerschein: „Bisher scheint es eher am Halter als am Hund zu liegen“, sagt er.

Die Landesregierung hat gestern den Entwurf gebilligt, nun soll er an Kommunen und Fachverbände geschickt werden. Stengler hofft, dass auch die Hunde-Sachverständigen befragt werden. Für die Polizeigewerkschaft gibt es laut Hoffmann ebenfalls offene Fragen: „Es wurde bislang wenig dazu gesagt, wie man das Gesetz umsetzen soll.“

Thüringer Allgemeine, 23.06.2010

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