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Sicherheitsgipfel gegen den Autoklau
Dresden. Sachsen plant als Reaktion auf die starke Zunahme bei Autodiebstählen in den Grenzregionen zu Polen und Tschechien im Sommer einen Sicherheitsgipfel. Daran teilnehmen werden Vertreter der Autoindustrie, der Versicherungswirtschaft und verschiedener Forschungsinstitute, wie Landesinnenminister Markus Ulbig (CDU) am Donnerstag mitteilte. Bei dem ersten Treffen am 28. Juli in Dresden soll es unter anderem um bessere Diebstahlsicherungssysteme gehen. Ulbig erklärte in Dresden: „Wir sagen den international agierenden Autoschieberbanden den Kampf an.“ Ziel seien gemeinsame und abgestimmte Maßnahmen. Er bekräftigte seine Forderung nach mehr Engagement der Industrie bei der Entwicklung neuartiger Diebstahlsschutzkonzepte.
Insbesondere in den grenznahen Regionen in der Oberlausitz, aber auch in Dresden verzeichnet die Polizei seit dem Wegfall der stationären Grenzkontrollen Ende 2007 eine teils drastische Zunahme der Autodiebstähle. Die Zahl der Autodiebstähle stieg in Sachsen 2009 im Vergleich zum Vorjahr um 32 Prozent an. Ähnlich sieht es in Brandenburg aus.
Polizei beklagt chronische Unterbesetzung
In einer Expertenanhörung im Dresdner Landtag beklagten Vertreter der Gewerkschaft der Polizei am Donnerstag gravierende Sicherheitslücken. Es gebe eine chronische Unterbesetzung. Problematisch sei auch, dass Bundespolizisten immer wieder andernorts eingesetzt würden, beispielsweise auf Flughäfen in München oder Stuttgart. Weiter hieß es, die meist bandenmäßig organisierten Täter gingen mit hoher krimineller Energie und straff organisiert vor. Wegfahrsperren stellten kaum noch eine Hürde dar.
Der ehemalige Polizeichef der Direktion Oberes Elbtal, Günter Liebenow, sagte, die Ermittlungen seien sehr schwer, weil die Täter meist schon über alle Berge seien, wenn die Besitzer den Diebstahl bemerkten. Bei Autodiebstählen sei „eine jähe Wendung zum Besseren“ vorerst nicht zu erwarten, fügte er hinzu. In den betroffenen Regionen sorgt das Thema für zunehmende Unruhe. In der Anhörung erklärte Uwe Henkel von der Innung des Kfz-Handwerks Oberlausitz, die Menschen seien beunruhigt und frustriert.
Nicht wenige führten aus Angst vor Dieben Werkzeuge und waffenähnliche Gegenstände zur Selbstverteidigung in ihren Autos mit. „Die Bevölkerung fühlt sich mit dem Problem komplett alleingelassen.“ Henkel, der selbst in Löbau ein Autohaus betreibt, sagte, Diebe hätten nach dem Wegfall der Grenzkontrollen auch mehrfach bei ihm zugeschlagen. Die Versicherung habe zuletzt verlangt, dass er sein Gelände praktisch zu einer Festung ausbaue. Gleichzeitig seien der Versicherungsschutz eingeschränkt und die Prämien massiv erhöht worden. (apn)
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