Naumburger Tageblatt:
Verkehr
Sachsen will in Autobahntunneln blitzen
VON GREGOR KLAUDIUS, 15.06.11, 10:46h, aktualisiert 15.06.11, 15:50h

Autos fahren am Mittwoch in Dresden (Sachsen) auf der Bundesautobahn 17 (A 17) durch den Tunnel Coschütz. Potenzielle Raser müssen künftig auch in sächsischen Autobahntunneln auf der Hut sein. (FOTO: DAPD)

DRESDEN/DAPD. Potenzielle Raser müssen künftig auch in sächsischen Autobahntunneln auf der Hut sein. Noch in diesem Jahr sollen Blitzgeräte in den Tunneln in Betrieb genommen werden, wie der Sprecher des Innenministeriums, Frank Wend, am Mittwoch in Dresden sagte. Sachsen ist damit ein weiteres Bundesland, das die umstrittenen Blitzer einführt. Der ADAC begrüßte das Vorhaben grundsätzlich, kritisierte aber die technische Umsetzung.
Temposünder werden allerdings nicht sofort mitbekommen, dass sie von einer Messanlage aufgezeichnet wurden. Die Anlagen arbeiten laut Innenministerium ohne optische Nebeneffekte. Sie sollen zudem über einen längeren Zeitraum aktiv sein.
Tunnel bei Dresden und Görlitz betroffen
Die Tests der Messanlagen dauern laut Ministerium nur noch einige Wochen. Danach sollen per Ausschreibung Firmen für die Installation der Geräte gefunden werden. Betroffen sind die 3,6 Kilometer lange Tunnelanlage der A 17 bei Dresden und die 3,3 Kilometer lange Unterführung der A 4 bei Görlitz. Beide Bauwerke entstanden nach der Wende.
Der Freistaat will damit die Sicherheit in den Tunneln erhöhen, wie Wend sagte. Bislang gibt es in einem Tunnel an der B 101 ein Geschwindigkeitsmessgerät.
Andere Länder sind weiter. Thüringen betreibt bereits seit dem Jahr 2003 – mit der Eröffnung des Rennsteigtunnels der A 71 – solche «unsichtbaren Blitzer». Überschreitet ein Autofahrer dort die erlaubte Geschwindigkeit, wird ein für das menschliche Auge unsichtbarer Blitz ausgelöst. Die Berliner Polizei setzt seit Mai 2010 einen solchen Blitzer im Autobahntunnel Ortskern-Britz ein. Dort fahren im Schnitt täglich 120.000 Autos durch. Mehr als 110.000 Autofahrer wurden seitdem geblitzt. Außerdem «blitzt» es laut ADAC in den Autobahntunneln um München.
ADAC übt Kritik
ADAC-Sprecher Maximilian Maurer sagte, es handele sich um einen bundesweiten Trend, den der Automobilclub grundsätzlich begrüße. Die Anlagen seien geeignet, die Verkehrssicherheit zu erhöhen und das Unfallrisiko zu senken. Denn Unfälle in Tunneln verliefen zumeist dramatisch. Unfallopfer hätten immer wieder Probleme, ihr Auto oder den Tunnel zu verlassen, wenn sie dazu körperlich noch in der Lage seien.
Kritik übte Maurer aber daran, dass die neuen Messanlagen nicht mehr «blitzen», sondern Temposünder unbemerkt aufzeichnen. «Wenn dann der Bußgeldbescheid kommt, haben Autofahrer das Problem, dass sie sich an die Fahrt meistens nicht mehr erinnern können», erklärte der Sprecher. Dies sei aber wichtig, um einschätzen zu können, ob ein Widerspruch Sinn mache oder nicht.

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