Verunsicherung bei Katastrophenschützern
Neue Struktur soll zum 1. Januar 2011 wirksam werden – Feuerwehren und Rettungsverbände kritisieren mangelnde Information

Manfred Illgen (links) und Rolf Wartig sind Mitglieder der Einsatzgruppe Sanitätszug des DRK Döbeln-Hainichen. Hier betanken sie einen Notstromgenerator.

Foto: Andy Scharf

Mittweida. Verunsicherung bei den Katastrophenschützern: Am 1.Januar 2011 soll eine Reform ihrer Arbeit in Kraft treten, aber Feuerwehren und Rettungsverbände haben noch keine Ahnung, was das konkret für sie bedeutet. Auch Georg Riedel, Vorstandsmitglied im Kreisfeuerwehrverband Mittelsachsen, beklagt das Fehlen von fundierten Informationen. „So kann man mit ehrenamtlichen Helfern nicht umgehen“, moniert er.

Der so genannte Kat-Schutz greift in Krisensituationen. Bei Naturkatastrophen wie Hochwasser übernehmen Einheiten aus Kräften mehrerer Feuerwehren und Organisationen den Schutz der Bevölkerung. Der Bund hat diese Aufgabe in die Hände der Länder gegeben, Sachsen erarbeitet nun eine neue Strategie. Sie sieht in Mittelsachsen zwar den Erhalt der bisher 13Katastrophenschutzzüge vor. Es gibt aber einen Haken: Der bisher existierende separate Sanitätszug wird faktisch aufgelöst. Dafür sollen künftig in drei der 13 Züge Helfer für die medizinische Versorgung und Betreuung mitarbeiten.

„Dadurch fällt ein Fahrzeug und damit auch Rettungspotenzial weg“, sagt Siegfried Scharf, Geschäftsführer des DRK Döbeln-Hainichen. Scharf sieht in der geplanten Ausstattung aller Katastrophenschützer mit Sani-Ausrüstung jedoch auch Vorteile: „Die Flexibilität steigt. So müssen die Leitstellen in Notsituationen nicht mehr die ganzen Züge, sondern lediglich einzelne Gruppen alarmieren.“

Im Zuge der Reform sollen die Kräfte zudem in größeren Feuerwehren gebündelt werden. Dies könnte insbesondere in ländlichen Regionen zu dünneren Rettungsstrukturen führen. Befürchtung von Insidern: Viele Ehrenamtliche dürften den Dienst quittieren, weil ihnen die Wege zu den neuen Standorten zu weit sind. Und noch ein weiteres Personalproblem kommt auf die in den Kat-Schutz einbezogenen Feuerwehren zu. Denn bisher konnten Jugendliche ihren Wehrersatzdienst in solchen Einheiten leisten. Dies soll entfallen.

Mit der Strukturreform kommen auf die Kommunen offenbar auch höhere Belastungen zu. Da sich der Bund aus der Finanzierung zurückzieht, entfallen jährliche Zuschüsse für die Technik. „Städte und Gemeinden müssen die Fahrzeuge selbst unterhalten und bleiben auf den Kosten für Wartung und Einsätze sitzen“, befürchtet Georg Riedel vom Kreisfeuerwehrverband.

Ginge es nach Landespolizeipräsident Bernd Merbitz, dann würde sich bei den Katastrophenschutzzügen kaum etwas ändern. „Diese Ehrenämter sind unentbehrlich, davon zehrt die Gesellschaft. Wir werden eine Lösung finden und die Helfer nicht wegschicken“, betonte er in dieser Woche bei einer Diskussion über die Reform. „Die Bevölkerung will ein klares Wort und dass Feuerwehr, Katastrophenschutz und Rettung funktionieren.“

Von Andy Scharf

Erschienen am 08.04.2010

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