NDR-Fernsehen

Menschen & Schlagzeilen
Waffenstillstand im Rockerkrieg? „Hells Angels“ äußern sich (hier Archifoto NDR)

Mitglieder der Rockerbande „Hells Angels“ äußerten sich exklusiv im NDR TV-Magazin „Menschen und Schlagzeilen“.
Vor dem Hintergrund des eskalierenden „Rockerkrieges“ in Norddeutschland haben sich führende Mitglieder der „Hells Angels“ erstmals ausführlich vor der Kamera geäußert. Dabei stellen sie auch die Möglichkeit eines Waffenstillstands mit den verfeindeten „Bandidos“ in Aussicht. „Ich denke mal, dass man sich irgendwann dazu besinnen muss, dass da Ruhe einkehrt“, sagte der Chef der „Hells Angels“ in Hannover, Frank Hanebuth, dem NDR TV-Magazin „Menschen und Schlagzeilen“. „So wird’s kommen, da gehe ich fest von aus. Beide Seiten sind daran interessiert, früher oder später kommt es so.“

Erstmals sprechen die Rocker offen über ihr Verhältnis zur Gewalt. Der Pressesprecher der „Hells Angels Deutschland“, Django, sagte in der Sendung „Menschen und Schlagzeilen“, Gewalt sei ein legitimes Mittel, um sich bei Auseinandersetzungen zu verteidigen: „Wenn ich unterwegs bin und meine Familie wird angegriffen, dann hab ich keine Zeit auf irgendwelche Gesetzeshüter zu warten, dann wird verteidigt. Ende. Und dann ist es mir auch völlig egal, was die Gesellschaft davon hält.“

Pressesprecher Django: Keine organisierte Kriminalität
Ähnlich äußerte sich Hanebuth in Bezug auf Konflikte in der Türsteherszene: „Der eine diskutiert halt lieber – der andere nicht so. Es kommt immer darauf an, wie kommt das Gegenüber auf einen zu. Wenn er natürlich groß auf einen zustürmt (…), dann ist man irgendwann ja mal gezwungen zu reagieren. Ich kann mich da ja nicht hinstellen und sagen, nun warte mal bis jemand anderes das für mich regelt“, so Hanebuth. Vorwürfe von Ermittlungsbehörden und Sicherheitsexperten, die Rockerclubs seien in organisierte Kriminalität verstrickt und handelten unter anderem mit Drogen und Waffen, wies Pressesprecher Django zurück: „Dass wir in unseren Reihen schwarze Schafe haben, das ist kein Geheimnis, die gibt’s aber auch bei der Kirche und der Polizei, keine Frage. Nur würde bei Kirche und Polizei keiner auf den Gedanken kommen, das gleich zur kriminellen Vereinigung zu machen. So wie uns das seit Jahrzehnten droht.“

Hanebuth: Keine Revierkämpfe im Rotlichtmilieu
Laut Hanebuth geht es bei den gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen „Hells Angels“ und „Bandidos“ nicht um Revierkämpfe im Rotlichtmilieu: „Was mich richtig stört, sind so Geschichten, dass man sagt, dass dieser Rockerkrieg deswegen entstanden ist, dass man eben die Drogenreviere ausfechtet oder sich um irgendwelche Zwangsprostituierten kümmert“. Damit werde suggeriert, „was wir doch im Prinzip für Wanzen sind. Steuern dürfen wir bezahlen, und auf der anderen Seite sind wir die schlechten Säcke, das ist natürlich völlig falsch“.

Stand: 07.04.2010 21:00

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