17.04.2010 – 04/04_2010
Studie: Was der Fußball für die Wirtschaft bringt
DPolG fordert finanzielle Beteiligung an Polizeieinsätzen
Dass Fußball mehr als nur ein Spiel ist, ist Fans schon lange klar. Seine wirtschaftliche Bedeutung ist groß, wie eine Untersuchung zeigt. Auch der Staat verdient ordentlich mit. Der Profi-Fußball trägt laut einer Studie jährlich rund 5,1 Milliarden Euro zum Bruttoinlandsprodukt bei. Laut einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey fließen dem Staat dadurch pro Jahr Netto-Einnahmen von 1,5 Milliarden Euro zu, wie der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL), Christian Seifert, am Dienstag in Frankfurt am Main sagte.
Seifert erklärte, für die Studie seien Zahlungsströme in Verbindung mit der 1. und 2. Bundesliga, internationalen Wettbewerben, der Nationalmannschaft, des DFB-Pokals, nicht aber des Frauenfußballs berücksichtigt worden. Neben den Umsätzen der Profi-Clubs sind den Angaben zufolge auch das Geschäft von Lizenznehmern wie Medien, Vermarktern und Ausrüstern sowie die Wertschöpfung durch Hotels, Restaurants oder Logistikunternehmen erfasst worden. Dafür seien Interviews mit rund 100 „relevanten Experten“ geführt worden.
So viele Jobs wie im Bergbau
„Im Profifußball wird jeder 500. Euro des Bruttoinlandsprodukts erzeugt“, sagte Seifert. Das seien 0,2 Prozent des BIP. Weiter hieß es, dass eine Wertschöpfung von 100 Euro im Profifußball einer Zunahme in anderen Bereichen der deutschen Wirtschaft um bis zu 300 Euro entspreche. Beispielsweise sorge das bezahlte Fußballspielen in der Bekleidungsbranche für zwei bis drei Prozent der gesamten Wertschöpfung, bei Medienunternehmen 1,5 Prozent. Allerdings entstehe der Volkswirtschaft ohne die Bundesliga kein Nettoverlust von fünf Milliarden Euro, erläuterte ein McKinsey-Sprecher: „Die Fans gäben ihr Geld anders aus.“ Auch zum Arbeitsmarkt trägt der Profifußball laut der Erhebung bei. Rund 110 000 Jobs (inklusive Teilzeit) stünden mit ihm in Zusammenhang. Dies entspreche rund 70 000 Vollzeitjobs. Das sei vergleichbar mit Branchen wie dem Bergbau oder dem Versandhandel.
Seifert verwies darauf, dass der Profifußball jährlich 1,7 Milliarden Euro an Bund, Länder und Kommunen überweist. Demgegenüber stünden Ausgaben von 200 Millionen Euro, etwa für Polizeieinsätze.
Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, forderte von der DFL dennoch, sich an bestimmten Polizeieinsätzen finanziell zu beteiligen. Er vermutete, dass sich die DFL mit der Studie auf einen Runden Tisch zu dem Thema mit dem Bundesinnenministerium und dem Städtetag vorbereiten wolle. Der DPolG-Vorsitzende sagte, er sei erfreut, dass die DFL „in die Tiefe geleuchtet“ habe. Zugleich erneuerte Wendt die Forderung nach einer teilweisen Kostenübernahme von Polizeieinsätzen, die er auf 150 Millionen Euro jährlich bezifferte. Steuern entrichte in Deutschland „jeder“, was von bestimmten Zahlungen aber nicht befreie, sagte er.
Das Bundesinnenministerium müsse endlich eine Gebührenregelung auch im Profifußball auf den Weg bringen, forderte Wendt. Offenbar sei der „Leidensdruck“ in den Finanzministerien noch nicht hoch genug.
Das Bundesinnenministerium hat für den 23. April Vertreter der DFL, des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) und des Städtetags zu einem runden Tisch eingeladen. csf/ddp