Märkische Allgemeine, 09.07.2010
POLIZEI: „Wir wollen unseren Ruf nicht verlieren“
DPolG-Landeschef warnt vor Reformen
Über die Auswirkungen der umfassenden Polizeireform sprach Michael Werner, Vorsitzender der Polizeigewerkschaft DPolG Brandenburg, mit Marion Kaufmann.
MAZ: Herr Werner, die Zahl der Polizeiwachen soll von 50 auf 15 reduziert werden. Kann sich der Brandenburger in den entlegenen Regionen dann noch sicher fühlen?
Michael Werner: Der Bürger wird die Auswirkungen der Reform spüren, etwa bei den Interventionszeiten. Im Havelland zum Beispiel bin ich von Nauen nach Rathenow 30 Minuten unterwegs. Die vorgegebene Einsatzzeit sind 22 Minuten, das heißt ein Polizist soll spätestens 22 Minuten nach der Alarmierung in der Wache am Einsatzort sein. Diese Zeit wird nicht mehr überall eingehalten werden können.
Um den Wegfall von Wachen zu kompensieren, soll der Revierpolizist etwa im Rathaus ein Büro haben.
Werner: Das ist ein Lösung, die nur für gewisse Zeit hilft. Eine Wache ist rund um die Uhr besetzt. Ein Rathaus wird irgendwann geschlossen, der zuständige Beamte kann nicht immer in seinem Büro sitzen. Einen stets präsenten Ansprechpartner vor Ort wird es dann nicht mehr geben.
Die größten Einsparungen soll es bei den Stabs- und Führungsstellen geben.
Werner: Beim Führungspersonal zu sparen ist richtig, gleichzeitig darf die Präsenz der Beamten auf der Straße nicht abnehmen. Der Polizist auf der Straße ist der Ansprechpartner für den Bürger.
Wie wirkt sich der Wegfall der Wachen für die Polizisten aus?
Werner: Viele Kollegen werden woanders neu anfangen, ihr soziales Umfeld verlassen müssen. Darüber hinaus sehe ich auch praktische Probleme. Wenn es an manchen Orten keine Wache mehr gibt, sondern nur noch eine Garage für die Einsatzfahrzeuge, wo soll sich der Polizist dann aufhalten? Soll er zum Händewaschen und Auf-die-Toilette-Gehen die nächste Tankstelle aufsuchen?
Werden sie die Reform einfach hinnehmen?
Werner: Die Reform als solche ist nicht mehr aufzuhalten, aber wir werden mit den Verantwortlichen im Gespräch bleiben und deutlich machen, was in unseren Augen geht und was nicht. Wenn nötig, gehen wir auch wieder auf die Straße. Die Polizei in Brandenburg hat in der Bevölkerung einen guten Ruf. Den wollen wir nicht verlieren.