Präsenzunterricht an den sächsischen Polizeifachschulen – nicht mit Uns!
Deutsche Polizeigewerkschaft Sachsen e. V. lehnt die Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts an den Polizeifachschulen, mit Hinweis auf die aktuelle Corona-Lage im Freistaat Sachsen, kategorisch ab!
Sachsen ist das Bundesland mit der derzeit höchsten Inzidenz in Deutschland. Gerade aus diesem Grund trat die neue verschärfte Sächsische Corona-Schutz-Verordnung am 11.01.2021 in Kraft.
Der Ministerpräsident richtet den Appell an die Bevölkerung, die Kontakte auf ein Mindestmaß zu reduzieren, Ausgangsbeschränkungen einzuhalten, weitestgehend auf die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel zu verzichten, großzügige Home-Office-Möglichkeiten zu schaffen sowie mobiles Arbeiten zu ermöglichen, um die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen.
Schulen (außer den Abschlussklassen) und Kitas bleiben weiterhin geschlossen. Auch Berufsschulen, Fachschulen und Berufsfachschulen dürfen ab 18.01.2021 NICHT öffnen, da der „Infektionsschutz das ausschlaggebende Argument“ ist.
Nur im Sächsischen Innenministerium scheinen diese Weisungen und Appelle nicht angekommen oder vorbei gegangen zu sein! Oder sind Polizeimeisteranwärter/-innen und ihre Familien andere Menschen und die Corona-Schutz-Verordnung zählt für diese nicht?
Sachsens Polizeifachschulen öffnen ihre Pforten ab dem 18.01.2021 für die Schülerinnen und Schüler wieder.
Die Auszubildenden reisen, auch oft in öffentlichen Verkehrsmitteln, aus allen Gebieten Sachsens und sogar aus den angrenzenden Bundesländern an, um die jeweiligen Schulstandorte in Chemnitz, Leipzig und Schneeberg zu besuchen. Dabei kommen weit über hundert Schülerinnen und Schüler an jedem Standort zusammen. Neben theoretischem Unterricht erfolgen praktische Unterweisungen in Selbstverteidigung, Eingriffstechniken und Sport.
Trotz der Unterrichtung in Halbklassen ist eine Vermischung der Jahrgänge und Klassen ist bei gemeinsam genutzten Umkleide- und Sanitärräumen überhaupt NICHT zu vermeiden. Da es nur bedingt oder gar keine Gemeinschaftsunterbringung gibt, kehren alle Schülerinnen und Schüler nach Dienstende zu ihren Familien zurück.
Das Infektionsrisiko ist immens und dabei besteht nicht nur eine Gefahr für die Beamten in Ausbildung und deren Angehörige selbst, sondern auch für die Fachlehrerinnen und Fachlehrer, Ausbilder und Mitarbeitende an den Polizeifachschulen sowie deren Familien.
Hierbei stellt die DPolG Sachsen die Frage:
„Warum wird dieses Risiko eingegangen?“
Uns – als Deutsche Polizeigewerkschaft Sachsen ist bewusst, dass das Ansinnen des Innenministeriums sein wird, den Auszubildenden so viel Unterrichtsstoff wie nur irgend möglich zu vermitteln. Nur der Preis, der dafür gezahlt wird, steht außerhalb jedweden Verhältnisses zum Gesundheitsschutz aller.
Denn es nützt niemandem etwas, wenn in der Folge ganze Klassen oder Jahrgänge in Quarantäne müssen, wenn es einen positiven Corona-Fall gibt.
Eine Lösung hätte man durchaus mit einem guten Konzept des „Homeschoolings“ erreichen können. Aber hier lässt sich resümieren, dass sich seit dem Lockdown im Frühjahr 2020 nichts geändert hat. Es gibt keine Lernplattform für die Polizeischüler/-innen, keine Online-Meetings mit den Fachlehrerinnen und Fachlehrern oder Ausbildern – also keine adäquate Form des Home-Office oder dergleichen. Man beschränkt sich auf die Zusendung von Skripten, welche auszuarbeiten sind. Hier besteht enormer Nachholbedarf seitens des Ministeriums.
Vom digitalen Zeitalter kann hier nicht die Rede sein!
Wir – als Deutsche Polizeigewerkschaft Sachsen – kritisieren die Weisung des Innenministeriums, die Polizeifachschulen am 18.01.2021 wieder für den Schulbetrieb zu öffnen, nur weil das Ministerium seine Hausaufgaben nicht gemacht hat.
Die Frage, ob in dieser Zeit der Erfüllungsstand der Ausbildung wichtiger ist als der Gesundheitsschutz der gesamten Bevölkerung und die Fürsorgepflicht des Freistaats Sachsen seinen Bediensteten gegenüber, muss klar mit NEIN beantwortet werden!
Cathleen Martin
Landesvorsitzende DPolG Sachsen